Die Leute, die arbeiten, langweilen sich, wenn sie nicht arbeiten. Die Leute, die nicht arbeiten, langweilen sich nie.
aus
Tous les hommes n'habitent pas le monde de la même façon" (Jeder von uns bewohnt die Welt auf seine Weise)
von Jean-Paul Dubois
Èditions de l'Olivier, Frankreich, 2019
So sind unsere Sommer in Frankreich. Immer an Meer, oft am Strand und immer wo anders und immer wieder da, wo es sich gut anfühlt, ein zweites Mal Station zu machen.
Der aktuelle Sommer dans le Midi war einer der intensivsten Reiseerlebnisse. Nicht nur ein Cambriolage im eigenen Haus, nicht nur die Erfahrung, dass SNCF vieles mit der Deutschen Bahn gemein hat, sondern vor allem das Neu-Sehen von Matisse, Picasso, Miró, Chagall und Soulage - an "irren" Orten.
Ein bisschen Plage-Dropping als "Most in love with Ranking:
Collioure, Antibes, Espiguette/Montpellier, Nizza, Cannes
Die beiden Bilder zum Sommerurlaub
Dans le midi et sur la plage -Karl Strumpf, Family & Friends am Strand
und
Dans le midi et sur la plage -Karl Strumpf, Family & Friends am Strand
Hier die beiden Bilder "Dans le midi et sur la plage" als Video mit dem Song Un été français von Indochine.
Ich brauchte vier Jahre, bis ich zeichnen konnte wie Rafael, aber um zu malen wie ein Kind brauchte ich mein ganzes Leben.
Pablo Picasso
Karl Strumpf, Family & Friends ist meine aktuelle Obsession in Acryl auf Leinwand.
Nach den Bonbonfischen und den Scary Pets sind Karl Strumpf, Bettina, Emil und Elisabeth meine aktuelle Obsession in Acryl auf Leinwand.
Hier in Paris, im 20. Arrondissement wohne und arbeite ich im Dreieck Boulevard Belleville, Rue de Belleville und Parc de Belleville. Das Haus meiner Künstler-Freundin ist nicht zur zum Wohnen eine Freude, sondern auch zum Arbeiten. Das nicht allzu große, aber runde sechs Meter hohe Atelier der Bildhauerin ist mein Büro und Quelle der Inspiration.
Jetzt im Frühjahr sitzt es sich auch im grünen Innenhof ganz wunderbar zum Frühstück oder Apéro und ab und an auch bei einem Gespräch mit unseren Nachbarn, allesamt ebenfalls Bildhauer und Bildhauerinnen.
Gemeinsam mit Rania hatten sie ein armes Land verlassen und in Heillange (Frankreich) Asyl gefunden..
In der Fabrik war er pünktlich, fälschlicherweise fügsam und immer arabisch.
Weil er schnell begriffen hatte, dass die Hierarchie am Arbeitsplatz nicht nur von Fähigkeiten, Dienstjahren oder Diplomen abhing, gab es unter den Arbeitern drei Klassen. Die unterste Klasse war für Schwarze, Nordafrikaner wie ihn, reserviert. Die oberste Klasse bestand aus Polen, Jugoslawen, Italienern und den am wenigsten begabten Franzosen. Um in die höheren Positionen aufzusteigen, musste man im hexagonal (im europäischen Frankreich) geboren sein, das ging nicht anders. Und wenn ein Ausländer ausnahmsweise OS (ouvrier spécialisé - Facharbeiter) wurde oder den Meister erlangte, umgab ihn immer eine Aura des Verdachts, ein je-ne-sais-quoi (was weiß ich), das ihn von vornherein ins Unrecht setzte.
Der Betrieb der Fabrik war alles andere als harmlos.
Man hätte meinen können, dass die Effizienz durch die Verteilung der Menschen und die Nutzung ihrer Fähigkeiten erreicht wird. Diese Logik, diese Brutalität, die der Produktion und der Zwangsarbeit, sei ausreichend. In Wirklichkeit befand sich hinter diesen Totems, die immer mehr hochgehalten wurden, je weniger wettbewerbsfähig das Tal war, ein ganzes Geflecht aus unausgesprochenen Regeln, aus den Kolonien übernommenen erzieherischen Methoden, scheinbar natürlichen Klassifizierungen und eingesetzter Gewalt, die die Disziplin und die Abstufung der Erniedrigten gewährleisteten. Und ganz unten standen Malek Bouali und seine Leute: frisés (Krausköpfe), bicots (Bic, Kameltreiber, Nordafrikaner), bougnoules (Nordafrikaner), negros; diese Wörter wurden mit Bedacht verwendet. Im Laufe der Zeit wurde die Verachtung für ihn und seine Mitmenschen immer versteckter, aber sie verschwand nie. Sie wurde sogar noch gefördert.
aus
Nicolas Mathieu
Leurs enfants après eux (Wie später ihre Kinder)
Seite 143
Acte Sud, 2018
Nosferatu – Eine Symphonie des Grauens ist ein Film von Friedrich Wilhelm Murnau und feierte in diesem Jahr 100. Jahrestag mit einer Ausstellung in der Sammlung Gerstenberg in Berlin.
Daraus habe ich um die Zeit von Halloween herum eine kleine Serien von Tusche-Collagen abgeleitet. Das Porträt von Luzifer, RWV 10044-08 ist Teil einer Fotoserie, die zu einer Ausstellung Almost Alive ein paar Jahre zuvor entstanden ist. Luzifer spielt unter anderem auch in der großen Installation Pie Jesu, RWV 542-01 mit.
Lune de sang, RWV 632-02
Eclipse, RWV 623-03.
Nosferatu, RWV 631-04
und
Nosferatu, RWV 631-01
Eine Inspiration für meine Arbeit, eine Vormacherin für ein freies, selbstbewusstes und selbstgewähltes Leben. Die Erfinderin des schlau verpackten Marketings. Ein Teil von Serge und Charlotte Gainsbourg. Eine Engländerin, die mir das französische Leben näher gebracht hat, wie es sonst nur Romy Schneider als Nicht-Französin gemacht hat. Ich bin traurig, dass du gegangen bist, und ich bin froh, dass du jetzt zur Ruhe kommen kannst.
Das Triptychon ist an den beiden Tagen direkt nach Jane Birkin's Tod am 16. Juli 2023 entstanden. Ich habe dafür zwei Bilder "Sommerabend" von 2017 übermalt, die ursprünglichen Bilder sind als Untergrund erhalten geblieben: Un Jardin pour JB et son Orang-Outan, RWV 468-02
und
Un Jardin pour JB et son Orang-Outan, RWV 468-01.
Bereits von 2020 ist eine Arbeit zum letzten Album Jane Birkin's "Oh ! Pardon tu dormais …" zum Song
Physique et sans issue, RWV 560-01 entstanden.
Seit einigen Jahren "in-designe" ich mir schöne Aufkleber und verteile sie auf meinen Reisen hier und da und dort. Die aktuelle Version ist ganz und gar nicht mehr artsy, sexy aber umso mehr kommerziell.
Als Hintergrund habe ich ein Detail in Türkis und Zinnoberrot vom Bild, Louis Vierne, Symphonie n°2, op 20 ausgesucht.
Löwenpalais zur Jahresausstellung 2022/2023! Ich mag die neobarocke Location im großbürgerlichen Berliner Grunewald und die völlig überfüllten Openings genauso wie den Neujahrsempfang im Januar. Nach 2 Jahren Pause alles wie früher: ohne Maske, ohne Abstand, ohne Covid.
Dieses Mal waren, passend zum Event, Maria mit dem Jesuskind selbst dabei.
Zum Jahreswechsel vor Corona war, ebenfalls passend zum Event, Jesus selbst dabei.
Im Jahr zuvor war eine meiner Schneelandschaften zu sehen.
In der Weihnachtsausstellung 2015 wurde der kleine Märchenwald gezeigt.
Eigentlich war ich in der gleichen Situation.
Die Studienjahre sind die einzigen glücklichen Jahre, die einzigen Jahre, in denen die Zukunft offen scheint, in denen alles möglich scheint, und das Erwachsenenleben danach, das Berufsleben, ist ein langsamer und allmählicher Stillstand, wahrscheinlich ist das sogar der Grund, warum die Jugendfreundschaften, die man während der Studentenjahre knüpft und die im Grunde die einzigen echten Freundschaften sind, den Eintritt ins Erwachsenenleben nie überleben; man vermeidet es, die Freunde aus der Jugend wiederzusehen, um nicht mit den Mühsalen der enttäuschten Hoffnungen, mit der Offensichtlichkeit der eigenen Zerschlagung konfrontiert zu werden.
Michel Houellebecq, Sérotonine, Seite 149, Flammarion, Paris, 2019
À vrai dire j'étais dans la même situation, à cela près que ma charge de travail navait rien d'excessif, et au fond tout le monde était dans la même situation, les années d'études sont les seules années heureuses, les seules années où l'avenir paraît ouvert, où tout paraît possible, la vie d'adulte ensuite, la vie professionnelle n'est qu'un lent et progressif enlisement, c'est même sans doute pour cette raison que les amitiés de jeunesse, celles qu'on noue pendant ses années d'étudiant et qui sont au fond les seules amitiés véritables, ne survivent jamais à l'entrée dans la vie adulte, on évite de revoir ses amis de jeunesse pour éviter d'être confronté aux demoins de ses espérances déçues, à l'évidence de son propre écrasement.
Cécile war damals selbst sicher kein Grunge, ich sah sie eher als eine Versaillerin, na ja, eine gemäßigte Versaillerin, ein bisschen traditionell, ohne fundamentalistisch zu sein, Aymeric hatte in seinem Milieu geheiratet, das kommt letztlich am häufigsten vor und führt im Prinzip zu den besten Ergebnissen, zumindest hatte ich das so gehört, das Problem in meinem Fall ist, dass ich kein Milieu hatte, kein bestimmtes Milieu.
Michel Houellebecq, Sérotonine, Seite 148, Flammarion, Paris, 2019
Cécile, elle même à l'époque n'était certainement pas grunge, je la voyais plutôt comme une Versaillaise, enfin une Versaillaise modérée, un peu tradi sans être intégriste, Aymeric s'était marié dans son milieu, c'est ce qui se produit le plus souvent en fin de compte, et c'est ce qui donne en principe les meilleurs résultats, enfin c'est ce que j'avais entendu dire, le problème dans mon cas est que je n'avais pas de milieu, pas de milieu précis.
Wenn Sie Maler werden wollen, sind Sie in erster Linie auch Bewunderer von Bildern. Also von Kunst, die es schon gibt. Und das steht Ihnen letzlich, wenn SIe Künstler werden wollen und was Eigenes entwerfen wollen, sehr im Wege. Also bleibt Ihnen nichts anderes übrig, als mit sich in Streit zu geraten und dieses Einvernehmen mit der Vergangenheit zu zerstören. Das heißt nicht physisch, sondern Sie müssen, indem SIe etwas neu etablieren, Ihre eigene Zeichnung etablieren, etwas anderes auslöschen. Das geht also über das normal schlechte Verhältnis zwischen Vätern und Söhnen hinaus.
Die Welt auf dem Kopf - Der Künstler Georg Maselitz
ein Porträt von Astrid Mayerle
Mdr Kultur Radio, 21.1.2023
Mein Leben ist zu Stunden geworden. Ich habe Clara heute Morgen gesagt, dass ich den Platz, der durch das Ende der Verabredungen brutal frei wurde, nicht füllen konnte, dass es mir unvorstellbar, um nicht zu sagen überwältigend vorkam, dass ich in den Jahren davor die Zeit eines Tages vom Morgen oder zumindest vom Mittag, zur üblichen Zeit, zu der ich die Augen aufschlage, bis zum Abend füllen konnte. Ich lebte meine Tage in der ständigen Zählung der Stunden, ich dachte: Noch fünf Stunden bis zum Ende des Tages, noch drei Stunden, ich dachte: Wenn ich dusche und lange genug dusche, spare ich dreißig Minuten. Wenn du dir nicht in der Dusche, sondern nach der Dusche die Zähne putzt, verlierst du drei Minuten mehr. Wenn ich aus der Dusche kam und sah, dass ich weniger als dreißig Minuten dort geblieben war, biss ich mir zur Strafe auf die Zunge, kniff mich in den Unterarm und dachte weiter nach: Wenn du bis zur Post gehst und dann in angemessenem Tempo zurückkehrst, sparst du gute zwanzig Minuten. Gute zwanzig Minuten, ganz einfach; ich entwarf Ausflüchte, Strategien und Tricks, mit denen ich versuchte, mich selbst auszutricksen.
Édouard Louis, Historie de la violence, page 207, Edition du Seuil, Points, P4466, 2016
Ma vie est devenue des heures. J'ai dit à Clara ce matin que je n'avais pas su combler la place brutalement libérée par la fin des rendez-vous, qu'il me paraissait impensable pour ne pas dire impressionnant d'avoir pu pendant les années d'avant remplir le temps d'une journée, du matin ou du moins du midi, à l'heure habituelle à laquelle j'ouvre les yeux, jusqu'au soir. Je vivais mes journées dans le décompte permanent des heures, je pensais Plus que cing heures avant la fin de la journée, plus que trois heures, je pensais Si je prends une douche et que j'y reste assez longtemps, je gagnerai trente minutes. Si tu ne te brosses pas les dents dans la douche mais après la douche tu perdras trois minutes de plus.
Quand je sortais de la douche et que je voyais que j'y étais resté moins de trente minutes je me mordais la langue pour me punir, je me pinçais l'avant-bras et je réfléchissais encore: Si tu vas jusqu'à la poste et que tu reviens à une allure raisonnable tu gagneras vingt bonnes minutes. Vingt bonnes minutes, facile; je déployais des subterfuges, des stratégies, des ruses dans lesquels j'essayais de me piéger.
Die beiden Arbeiten zu Monate andauernden Rückenleiden: "Mon dos m'explose à la figure"
und
"Mon dos m'explose à la figure 2".
Eine Ausstellung, die ich mir im Dezember 2022 während meiner eigenen Arbeit an verschiedenen Serien über Joan Mitchell angeschaut habe: Joan Mitchell und Claude Monet in der Fondation Louis Vuitton in Paris.
Hier alle Arbeiten aus meinem Dialog mit Joan Mitchell anschauen: "Un Jardin pour Joan Mitchell".
Meine Bilder handeln von einem Gefühl, das mich von außen, aus der Landschaft heraus, überkommt. … Die Natur möchte ich lieber sich selbst überlassen. Sie ist schön genug so, wie sie ist. Ich will sie nicht verbessern. … Ich wäre bestimmt nie dazu imstande, sie abzubilden. Ich male lieber das, was sie in mir hinterlässt.Sie kommt von der Landschaft her und handelt von ihr - nicht von mir.
Joan Mitchell im Interview
Quelle: https://www.fembio.org/biographie.php/frau/biographie/joan-mitchell/
En journée et en soirée. Bei Tag und am Abend. Der Parc des Buttes Chaumont im Pariser 20. Arrondissement ist einer meiner Lieblingsorte in der Hauptstadt, wenn ich draußen sein möchte. Auf der Wiese liegen und lesen, Leute gucken, mit Freunden picknicken, spazieren gehen und dabei die beachtlich hohen Hügel, die Buttes, hinauf- und hinabsteigen.
Hier die 5 Bilder der Abendserie "en soirée" als Video mit Musik von Erik Satie, dem Danse de la Porte tournante aus seiner Ballettmusik "Relâche".
Und so sehen einige Bilder der Serie "Parc des Buttes Chaumont, en soirée" im Raum aus.
En journée et en soirée. Bei Tag und am Abend. Der Parc des Buttes Chaumont im Pariser 20. Arrondissement ist einer meiner Lieblingsorte in der Hauptstadt, wenn ich draußen sein möchte. Auf der Wiese liegen und lesen, Leute gucken, mit Freunden picknicken, spazieren gehen und dabei die beachtlich hohen Hügel, die Buttes, hinauf- und hinabsteigen.
Hier die 5 Bilder der Tagserie "en journée" als Video mit Musik von Erik Satie aus seiner Ballettmusik "Parade".
Und so sehen einige Bilder der Serie "Parc des Buttes Chaumont" im Raum aus.
Kinder verlieren mit 5 oder 6 Jahren ihren virtuellen Sinn. Wir Maler sind zurückgeblieben. Wir haben ihn behalten. Für uns sind virtuelle Reize die Welt. Ihr intelligenten Leute habt das verloren. Ich könnte im Grunde jedem beibringen, wirklich jedem, wie man malt. Und wie man zeichnet. Aber durch Malerei Gefühl zu erzeugen, ist was anderes.
Joan Mitchel in der Dokumentation
"Joan Mitchell - une femme dans l'abstraction"
arte France Artline Films avec La Fondation Louis Vuitton Avrotos
Herbst 2022
Sie fragen mich, wieso ich weiße oder rote Linien male. Oder warum ich male. Ich weiß es nicht. Sobald dieses Blabla anfängt, ist alles dahin. Ich habe keine Theorie, warum ich male. Scheiß drauf.
Joan Mitchel in der Dokumentation
"Joan Mitchell - une femme dans l'abstraction"
arte France Artline Films avec La Fondation Louis Vuitton Avrotos
Herbst 2022
Hier gibt's Musik, die man sehen kann.
Die Sinfonien für Orgel von Louis Vierne habe ich das erste Mal in Saint-Eustache in Paris, Les Halles, gehört. Und dann die fünf Sätze seiner Zweiten in ein fünfteiliges Polyptychon übersetzt.
Hier die 5 Bilder als Video mit dem Scherzo aus der 2. Sinfonie von Vierne.
So sieht die ganze Serie im Raum aus.
Bei Olivier Messiaen hat alles mit seiner Oper Francois d'Assisi begonnen und sein Cataloque d'oiseaux ist zu meiner Hausmusik geworden. Über die Jahre habe ich so ziemlich alles "vermalt", was Messiaen komponiert hat. Für diese Kollektion habe seine Quatre Ètudes ausgesucht.
So hängen drei der insgesamt 12 Bilder im Raum.
Dieses kleine Juwel aus Glas und Licht steht im Herzen von Paris, im 1. Arrondissement in der Nähe der Kathedrale Notre-Dame. Ich habe Sainte-Chapelle erst ziemlich spät nach unzähligen Aufenthalten in Paris entdeckt. Dieses Licht, diese schwebende Eleganz, diese Farbigkeit!
Das Quatryptichon ist im Herbst 2020 entstanden, direkt nachdem ich Saint-Chapelle zum ersten Mal besucht hatte.
Das kleine Mädchen ist Marie-Thérèse, die ich von einem Flohmarkt im Quartier Latin gerettet habe.
Bild 1
Bild 2
Bild 3
Bild 4
Die ganze Kollektion der L'art gothique Bilder
Die Sainte-Chapelle Serie in einem Video mit der himmlischen Musik von Perotin
Inspiriert von Francis Bacon. Seinen Triptychons, seinem Rot-Orange, seinem Sujet und der riesengroßen, wunderbaren Show im Centre Pompidou, Paris, 2019.
Studies of the Human Body
L’église Saint-Etienne-du-Mont: Meine kleine Entdeckung in Quartier Latin in Paris in diesem Sommer. Und meine kleine neue Liebe, mindestens so lange, bis die gute alte Kathedrale Notre-Dame wieder in Form ist. Ich mag das weiche, warme Licht, die Farbe des gelben Meulière-Kalksteins, die schöne Maßarbeit und den feinen Klang der Orgel sehr. Das Triptychon ist im Sommer gleich nach meinem ersten Besuch der Kirche entstanden.
Bild 1
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Bild 3
Löwenpalais! Ich mag die neobarocke Location im großbürgerlichen Berliner Grunewald und die völlig überfüllten Openings genauso wie den Neujahrsempfang im Januar.
Dieses Mal war, passend zum Event, Jesus selbst dabei.
Im Jahr zuvor war eine meiner Schneelandschaften zu sehen.
In der Weihnachtsausstellung 2015 wurde der kleine Märchenwald gezeigt.
Für mich ist die Idee des Künstlerlebens nicht an die Melancholie einer Bohème gebunden. Es geht alles um Profit, so funktioniert die Kultur. Ich verstehe das, und so fühle ich mich nicht als Opfer. Sich über die Definition von Erfolg hinwegzusetzen, zeugt von einer Naivität, die Leuten mit Erbschaften vorbehalten ist.
Barbara Kruger
Kunstzeitung, September 2019, Seite 15
"Lili wartete geduldig in dem Bluebird. Sie hatte die Zeit genutzt, um ihre Fingernägel karminrot zu lackieren. Sie stellte keine Fragen. Was hatten Médine, Anna schon für eine Bedeutung? Für sie sind es nur Namen, Orte wie so manche andere, halb vergessen, in einem entlegenen Winkel mitten in den Feldern. Lili kennt nur die Gegenwart, und darum gehört ihr alles. Sie kann. nichts verlieren. Sie braucht keine Namen, um zu leben, braucht nur ein Dach, etwas zu essen, und ein wenig Geld, um sich ihren Nagellack und ihre T-Shirts zu kaufen."
aus
La quarantaine / Ein Ort fernab der Welt von J.M.G. Le Clézio
Seite 475, Kiepenheuer & Witsch, Köln, 2010
Künstler empfinden besonders das Wunder, dass wir leben. Alles, was wir tun, entspringt dem tiefen Wunsch, aus der Isolation herauszukommen. Wir machen Vorschläge, um zu sehen, ob der andere sich darin spiegelt. Für meine Arbeit ist auch Schwermut ein innerer Antrieb. Ich weiß, dass ein Schiff von Zeit zu Zeit auf Grund läuft, und wie viele Menschen werde ich mit dem Alter weniger hoffnungsvoll. Da kämpfe ich auf der rationalen Ebene sehr dagegen, dass ich nicht mein eigenes Ungenügen auf die Welt stülpe.
Pipilotti Rist im Interview mit dem ZEIT MAGAZIN, Februar 2017, Seite 54
Nicht jeden lädt das Leben dazu ein, den Ort seiner tiefsten und reinsten Sehnsüchte zu besuchen.
STADTGESPRÄCH
Anlässlich des Gallery Weekend im April zeigt Stephan Reichmann aktuelle Arbeiten aus seinem Projekt "The Puppenhaus".
Stephan Reichmann:
"Ja, ich spiele mit Puppen"
"Puppen sind mein bevorzugtes künstlerisches Ausgangsmaterial. Ich arrangiere, derangiere, fotografiere, übermale und verfremde sie. Und mache sie damit menschlich bzw. erzähle so meine Geschichten des Lebens", verrät der Kreative. Ich erzähle von Geburt, vom Sterben und vom Tod und den Dingen dazwischen wie Liebe und Lust, Schmerz, dem Anderssein und auch von Moral und Sexismus."
An seine Puppen kommt er oft bei seinen Flohmarktstreifzügen. "Hier ertrödele ich sie. Das können Babypuppen aus den 40er oder 50er Jahren sein, aber auch Disneys Little Mermaid oder Tarzan oder Bob, der Baumeister.
Und was kommt demnächst? "Zum Gallery Weekend habe ich in Schöneberg eine Ausstellung mit meinem Partner Slawomir Cap. Es ist unsere zweite Zusammenarbeit und wird diesmal eine Mischung aus Party und Ausstellungsevent sein. Wir zeigen 30 Portraitfotos von Puppen in Überlebensgröße, dazu kommen Installation, Soundcollage und Videoarbeit sowie Liveperformances. Die Ausstellung ist Teil unseres groß angelegten Projekts “The Puppenhaus”. Groß heißt hier: 20 bis dreißig Leute – vom Projektmanager, Schauspieler über Interior Designer bis zum Barista und DJ werden beteiligt sein, wenn wir die kompletten rund 200 qm Ausstellungsfläche bespielen. Im Moment kümmern wir uns vor allem um Fördermittel und Sponsoren. Investoren und Mitspieler können sich gerne bei uns melden."
Stephan Reichmann: “Almost Alive” –
Fotoporträts, Video, Installation, Sound und Liveperformance, Pre-Opening Donnerstag, 25.April 19 Uhr, Official Opening mit Playback on Stage, Freitag, 26. April 19 Uhr, www.stephanreichmann.com
Der komplette Artikel im Original
Entspricht irgendetwas jemals den eigenen Erwartungen? Die Idee, dass Erwartungen eingehalten werden müssen, gefällt mir nicht. Ich liebe die Vorfreude, sie ist wahrscheinlich der schönste Teil von allem. Aber ich denke nicht, dass bestimmte Dinge abgehakt werden müssen, weil die Reise sonst gescheitert ist. Es kommt sowieso alles anders, als man erwartet hat, und das ist für mich Teil des Entdeckens. Selbst wenn etwas weniger "gut" ist, als ich es mir vorgestellt habe, bin ich zufrieden, weil ich dafür etwas Neues entdeckt habe.
Aus einem Interview mit Christopher Anderson
ZEIT MAGAZIN, 26. April 2018, Seite 25
LVZ Leipziger Volkszeitung
Wochenendausgabe
Samstag, 10. August 2018
Titelseite und Seite 3
DER MIT DEN PUPPEN TANZT – BÖHLITZER KUNST FASZINIERT IN EUROPA
Der Künstler Stephan Reichmann macht mit außergewöhnlicher Kunst europaweit auf sich aufmerksam. Er
verbindet Puppen mit Malerei und thematisiert in seinen Werken auch Tod und Zerstörung. Etwa in seinem Bild
„La Guerre”, das an ein Original von Henri Rousseau anlehnt
...
Hier den vollständigen Text des Zeitungsporträts lesen
Der komplette Artikel im Original
In den siebziger Jahren hatten Sie keine Ausstellungen. Es hieß, dass Sie damals kurzzeitig aufgehört hätten, Kunst zu machen – stimmt das?
Ich habe immer Kunst gemacht! Aber um Geld zu verdienen, habe ich eben auch eine Stelle als Lehrerin angenommen, in einer Grundschule für Jungen in einem sozialen Brennpunkt. Abends, wenn ich Zeit für mich hatte, habe ich gezeichnet und langsam eine eigene Sprache aufgebaut. Es stimmt einfach nicht, dass ich aufgehört hätte.
Wie lange haben Sie als Lehrerin gearbeitet?
Insgesamt 26 Jahre. Ich war drei Jahre an der Grundschule und danach Lehrerin für Kunsterziehung an einem Berufskolleg. Als ich 60 wurde, habe ich sofort die Reißleine gezogen und Rente beantragt.
Ist die Liebe durch die Kunst in Ihrem Leben ein bisschen zu kurz gekommen?
Es kommt drauf an, was man unter Liebe versteht. Ich hatte ein paar schöne Beziehungen. Aber klar, die Männer gingen immer wieder. Die hatten von der Künstlerin alle irgendwann die Nase voll. Die meisten wollen eine Frau, die sich um sie kümmert. Und ich habe ja auch immer Nein gesagt, sobald ich mich und meine Freiheit bedroht sah.
Aus einem Interview mir Chris Reinecke
ZEIT MAGAZIN, 29. Mai 2018, Seite 35
[...]
Mit der deutschen Art, Mode zu machen, habe ich dagegen nie viel anfangen können. In Deutschland ist alles schwarz und grau, und man meint, weniger sei mehr. Ich finde aber, dass mehr meistens mehr ist. Ich mag es knallig und bunt.
Wenn man sich ständig überlegt, was einen alles zurückhalten könnte, wird man nie dazu kommen, etwas Neues auszuprobieren. Mir hat mal jemand gesagt, er würde so gerne Zeichner werden, aber er hätte leider kein Geld für das ganze Equipment. Ich habe ihm geraten, zu Ikea zu gehen, da gibt es Bleistifte gratis.
[...]
Melissa Lee in ZEITMAGAZIN vom 23. Januar 2016
Amsterdam, Niederlande. Yeah!
Mit zwei Bildern im White Cube (eigentlich eine Black Box) des "Amsterdam Museum" dabei. Die Ausstellung war Teil des Global Village der 22nd International AIDS Conference (AIDS 2018) mit rund 20.000 Teilnehmern.
Thematisch passend für die Ausstellung habe ich Les Fleurs du Mal erarbeitet und als Diptychon mit
Garden with Blue Terrace kombiniert.
Ausstellungs- und Objekttext auf Englisch und Niederländisch
[...]
Starck: Meiner Meinung nach wird das Sitzen in 15 oder 20 Jahren abgeschafft worden sein. Aus medizinischer Sicht ist es ohnehin eine sehr schlechte Position.
ZEITmagazin: Was werden wir stattdessen tun?
Starck: Das weiß ich noch nicht. Wir werden wohl entweder stehen oder uns hinlegen. Sicher ist, dass die sitzende Position verschwinden wird. Der Tisch wird verschwinden, der Stuhl wird verschwinden, das alles steht außer Frage.
ZEITmagazin: Wo werden wir denn essen, wenn wir keinen Tisch mehr haben? Wo werden wir uns entspannen?
Starck: Es wird vielleicht ein weicheres Möbelstück geben oder etwas Aufblasbares. Die ruhende Position ist nicht so einfach zu entmaterialisieren. Man kann sich auf dem Boden ausstrecken oder in den Lotussitz begeben. Es gibt viele andere Positionen, die für den Menschen viel natürlicher sind, als auf einem Stuhl zu sitzen. Kein anderes Tier braucht ein Accessoire, um sich auszuruhen. Warum wir?
ZEITmagazin: Vielleicht, weil wir den Komfort erfunden haben?
Starck: Ich glaube vielmehr, dass der Mensch die Monarchie erfunden hat. Um Macht zu besitzen, setzt sich der König auf einen Thron. Seine Untertanen knien. 90 Prozent unserer heutigen Architektur und Möbel sind von der Religion, von der Vorstellung eines Gottes oder eines Königs, verseucht.
ZEITmagazin: Haben Sie dafür noch ein anderes Beispiel als den Thron?
Starck: Die Häuser sind heute wie kleine Paläste gebaut. Es gibt einen schönen Eingang, einen großen Flur, und alle Leute träumen von hohen Decken. Warum? Hohe Decken bringen einem nichts. Sie sorgen nur für einen höheren Energieverbrauch. Aber sie erinnern eben an einen Palast. Die Leute laufen durch das Schloss von Versailles mit seinen hohen Decken und sagen hinterher: "So möchte ich auch wohnen!" Denken Sie sich die Pferde weg, und das moderne Auto sieht genauso aus wie eine Kutsche. Seit König Ludwig XIV. hat es in der Automobilbranche keine echten Neuheiten gegeben, nur technische Verbesserungen.
aus einem Interview mit Phillippe Starck im ZEITMAGAZIN NR. 15/2018 vom 4. April 2018
"Schönheit in der Kunst ist problematisch geworden"
Frage: Auch Ihnen wurde schon Kitsch vorgeworfen – weil Sie auf klassische Weise schön malen.
Triegel: Und das ist nicht leicht auszuhalten. Leider ist die Schönheit in der Kunst zu etwas Problematischem geworden. Deshalb aber ist sie vielleicht der letzte Tabubruch der Moderne. Was ist denn die letzte Provokation der bildenden Kunst? Hermann Nitsch hat in den sechziger Jahren Schweine gekreuzigt. Jeff Koons lässt sich in Oberammergau mit Cicciolina kopulierend nachschnitzen. Das Papstporträt aus Kondomen gibt es auch schon. Das ist so banal, so langweilend! Weil ich von solcher Kunst als Publikum in die Rolle des Lieschen Müller gedrängt werde, das jetzt bitte schön provoziert sein soll. Da fühle ich mich nicht ernst genommen! Das ist für mich Kitsch.
Frage: Warum ist die Schönheit in Verruf gekommen?
Triegel: Wir verstehen sie nur noch als Oberfläche. Auch die Werbung hat die Schönheit diskreditiert. Wir fürchten immer, dass uns etwas verkauft werden soll. Nur der Schrecken hat in der Kunst noch einen Wert. Wenn ich das Schreckliche darstelle, bin ich als Künstler der Wahrhaftige, wenn ich das Gute darstelle, ist es Kitsch. Für mich gehören aber das Schreckliche und Schöne gleichermaßen zur Welt.
Frage: Verletzt Sie der Kitsch-Vorwurf?
Triegel: Natürlich. Als Künstler gibst du dein gesamtes Inneres preis. Wenn dann ein Angriff kommt, kannst du nicht sagen: Na ja, die finden deine Kunst halt blöd. Das stellt dich gleich als Person infrage.
Michael Triegel in einem Interview mit Die Zeit, 21. Dezember 2017
Für mich ist der Unterschied zwischen Schönheit und Kitsch, dass
Kitsch nicht interpretierbar ist. Kitsch setzt auf eine einzige Emotion –
und bedient diese mit möglichst einfachen Mitteln. Schönheit ist
ambivalenter. Sie birgt eine Irritation in sich.
Michael Triegel in einem Interview mit Die Zeit, 21. Dezember 2017
[...] Um Glück geht es nicht. Es geht darum, zu verstehen, welche Gnade mir zuteilwurde über die Jahre. Ob meine Filme gut sind oder schlecht oder egal, wird die Zeit zeigen, ich werde es nie wissen. Aber die Möglichkeit bekommen zu haben, sie zu machen, ist eine Gnade. Ein Geschenk. Jeder Mensch trägt heitere und dunkle Gefühle in sich. Ich weiß nicht, welche der beiden Seiten letztlich wichtiger ist für mich, um meine Filme zu machen. Aber was ich weiß, ist, dass wir uns als Menschen mit den dunklen Gefühlen in uns auseinandersetzen müssen. Also begebe ich mich für meine Arbeit auch immer wieder in die dunklen Ecken meiner Seele. Manchmal finde ich danach wieder heraus, manchmal nicht. Wenn Sie nach meinem Glück fragen, sage ich: Es gibt nichts, worüber ich mich beschweren könnte.
Aus einem Interview mit Martin Scorsese
ZEITMAGAZIN No. 12,APRIL 2017, Seite 26
[...] Schriftstellerin zu sein ist ein verflucht einsamer Beruf, und wer das nicht aushält, der ist dafür nicht geschaffen. Außerdem habe ich gelernt, mich nicht mit anderen zu vergleichen. Beim Laufen zählt nur, ob ich mit meinem Rhythmus im Reinen bin – und nicht, wer langsamer oder schneller ist. Viele meiner Kollegen werden unglücklich, wenn sie sich mit anderen vergleichen, die mehr Bücher verkaufen, mehr Preise kriegen oder vielleicht beim Publikum besser ankommen.
[...] Mir war Geld nie besonders wichtig. Meine Großväter haben fast alles verloren. Der eine hat dazu nur gesagt: "Nichts zu haben ist eine ruhige Sache." Vor Kurzem hat mich jemand besorgt gefragt: "Kann das sein, jetzt bist du schon über fünfzig und hast noch immer keine Eigentumswohnung?" Als ich antwortete, das ganze Leben sei doch nur zur Miete, kam ich damit nicht an. Wer vom Schreiben lebt, muss mit Altersarmut rechnen. Aber ich kann auch aus Karotten, Schalotten und Sellerie etwas Prächtiges kochen. [...]
Eva Gesine Baur im Interview mit ZEITMAGAZIN vom 16. JUNI 2017, Seite 54
Gewalt im Märchen
Selbst heute noch halten viele Märchenfreunde die Märchen für das Spiegelbild einer schönen, heilen Welt. Dieser Meinung sind auch etliche Märchengegner, und eben darum wollen sie Kindern diese Märchen vorenthalten. Kinder sollen nicht durch Märchenzauber und Märchenidylle der Wirklichkeit entfremdet werden.
Aber kaum anderswo wird so viel geköpft, zerhackt, gehängt oder ertränkt und in Nagelfässern zu Tode geschleift wie im Märchen. Es gibt dabei keinerlei Beschränkungen, praktisch alles ist erlaubt. Was man kaum zu denken wagt – die Märchen stellen es ungeniert und mit größter Unbefangenheit dar. In plastischen und nicht selten drastischen Bildern und Szenen zeigen sie die ganze Palette menschlicher Gewaltmöglichkeiten, von indirekten und subtilen Formen von Gewalt bis zu mitleidlosen brutalen Morden. Dabei kehren sich die Märchen nicht an Moral, gesellschaftliche Normen, christliche Maximen oder ans Strafgesetzbuch. Gewalt wird weder verteufelt noch gepriesen, sie findet lediglich statt. So führt nichts an der Erkenntnis vorbei, dass Gewalt einen wesentlichen Teil menschlichen Daseins ausmacht.
aus "Kopf ab! Über die Faszination der Gewalt im Märchen" von Carl-Heinz Mallet
dtv, München, 1990
Ich muss nichts vorzeigen.
Mich nicht bewerten und nicht einordnen lassen.
Ich brauche keine Meinung.
Ich muss nicht neu sein. Ebenso wenig überraschend.
Ich muss machen, was ich will.
Ich will machen, was ich machen muss.
Für das Label Louis Vuitton hat der Künstler Jeff Koons jetzt eine Taschenkollektion gestaltet, deren Gestaltung im Wesentlichen darin besteht, dass Motive alter Meister auf die Taschen gedruckt wurden. Die Werke sind allesamt selbst Laien geläufig und Teil des ikonischen Gedächtnis der Gesellschaft – wie die bunten Ballonskulpturen von Jeff Koons selbst. Man konnte wohl noch nie so barrierefrei gleichzeitig Kunstfreund und Taschenkunde sein. Eines der Bilder, das man sich nun über die Schulter hängen kann, ist Das Frühstück im Grünen von Édouard Manet. Es zeigt zwei Paare, die auf einer Waldlichtung im Gras lagern. Beide Männer sind voll bekleidet, im Hintergrund des Bildes watet eine Frau mit gerafftem Sommerkleid durch ein Bächlein, im Vordergrund kauert eine junge Frau, die den Betrachter fest anblickt – und komplett nackt ist. Ihre Kleider liegen neben ihr ungeordnet im Gras, der Picknickkorb ist umgekippt, Früchte und Brötchen sind auf dem Waldboden verstreut. An Essen scheinen die Dargestellten genauso wenig zu denken wie die Betrachter.
Manet hatte das Bild angeblich "La partie carrée" nennen wollen, was man ungefähr mit "Flotter Vierer" übersetzen kann. Aber auch so war der Skandal perfekt. Als es 1863 vorgestellt wurde, wurde es prompt für die Ausstellung des Pariser Salons abgelehnt, stattdessen aber auf Betreiben Napoleon III. zusammen mit anderen Werken in einer Art Kuriositäten-Ausstellung gezeigt. Die Nacktheit auf dem Bild war für die Menschen damals genauso verstörend wie faszinierend. Denn wenn etwas offiziell stark verfemt ist, entwickelt es meist ein wildes Eigenleben in der Fantasie der Menschen. Was die Nacktheit angeht, ist die Menschheit inzwischen nicht sehr viel weitergekommen. Während ein nackter Frauenkörper in einem Film als jugendgefährdend gilt, ist es völlig okay, wenn in demselben Film ein Mensch erschossen wird.
An der Universität Göttingen musste eine Kunstausstellung im Studentenwerk nach Protesten abgehängt werden. Sie enthielt Bilder von entblößten Brüsten und Hinterteilen. Wir sind also weit entfernt davon, dass der nackte Körper der Frau so selbstverständlich wäre, wie er nun auf einer Louis-Vuitton-Tasche abgebildet ist. Und offenbar ist noch immer nicht klar, wem der weibliche Körper denn gehört. Sind Frauen, die sich nackt zeigen, selbstbewusst, weil sie zu ihrem Körper stehen, oder erniedrigen sie sich zu Lustobjekten des Mannes? Diese Frage ist heute genauso ungeklärt wie vor hundert Jahren.
Die Dame, die Manet für sein Bild Modell stand, hat die Moral ihrer Zeit übrigens noch zu Lebzeiten hinter sich gelassen: Die Künstlerin Victorine Meurent führte später eine Beziehung mit einer Frau.
"Nackte Wahrheit" von Tillmann Prüfer für Zeitmagazin NR. 48/2017 24. November 2017
[...] Im Folgenden philosophierte der Regisseur über die Unmöglichkeit, einen Schauspieler bei einem Interview zu begreifen: "Ohne Set, ohne Licht und Kulisse kann ein Schauspieler nicht agieren. Er kann sich nicht äußern. Er muss eigentlich sagen: Lass mich in Ruhe." Für die Qualität eines Schauspielers sei es vollkommen gleichgültig, ob er eine leichte oder schwere Kindheit verbracht habe – es zähle allein die Liebe, die er auf der Leinwand beim Zuschauer auslösen könne.
[...] "Was soll ich sagen? Ich bin ein menschenscheuer Narzisst." Der Beruf setze eine permanente Offenheit voraus: "Und ich empfinde es schon als angenehm, nicht immer offen zu sein." Seine feine Lispelstimme: "Ich würde gerne noch viel mehr machen. Aber ich muss mich zwischendrin immer wieder zurückziehen von all diesen furchtbaren Menschen."
Auszüge aus einem Interview von Moritz von Uslar mit Franz Rogowski
DIE ZEIT, Seite 40, 4. Januar 2018
Hiermit bekenne ich mich ausdrücklich zum aktiven Nihilismus, zur Collage und zur Ambivalenz.
ZEIT: Twitter - Wie viel sind Sie da unterwegs?
Böhmermann: Immer. Mein TweetDeck ist die große Schaltzentrale. Die Weltmaschine. Und ich nutze Twitter als Tagebuch. Inklusive Fehlbarkeit, inklusive Sachen, bei denen ich denke: Oh Gott ey, hättest du nicht machen sollen. Aber das bleibt dann da trotzdem stehen. Emanzipation von der Coolness [ ...]
Jan Böhmermann im Interview mit der ZEIT, 30. November 2017, Seite 46
Löwenpalais! Ich mag die neobarocke Location im großbürgerlichen Berliner Grunewald und die völlig überfüllten Openings genauso wie den Neujahrsempfang im Januar.
Dieses Mal war ich mit einer meiner Schneelandschaften dabei.
Hier den Ausstellungsflyer 2017 anschauen.
In der Weihnachtsausstellung 2015 wurde der kleine Märchenwald gezeigt.
" ... Wenn doch die Leute die Kinder sich selbst überlassen wollten; wenn die Lehrer aufhören wollten, sie einzuschüchtern; wenn die Eltern nicht darauf bestehen wollten, ihre Gedanken zu lenken und ihre Gefühle zu beherrschen - diese Gedanken und Gefühle, die ein Geheimnis für alle sind (denn was wisst ihr und ich voneinander, von unseren Kindern, unseren Vätern, unseren Nachbarn, und wieviel schöner und heiliger werden die Gedanken des armen Knaben oder Mädchens, die ihr erzieht, wahrscheinlich sein als diejenigen der stumpfen und weltverderbten Persönlichkeit, die über sie gesetzt ist?) - , wenn, sage ich, Eltern und Lehrer ihre Kinder ein bisschen mehr alleine ließen, - so würde wenig Schaden daraus erwachsen, wenn sie sich auch eine geringe Zahl von unregelmäßigen Verben aneignen würden."
aus "Jahrmarkt der Eitelkeit" von William Makepeace Thakeray, Kapitel 5 "Unser Dobbin"
Intellektueller Unterbau ja, intellektueller Überbau nein.
"Heute dominiert der Typus des gendersensiblen Bücklings, der sich nicht ins Leben hineinwagt, weil dort zu viele Gefahren lauern. Und weil man zu viel falsch machen kann in dem Versuch, sich auszurichten an den Meinungs- und Haltungsvorgaben des inquisitorischen Umfeldes. Ich wünschte mir manchmal, dass ein Kerl wie Arno Rink durch die Ateliers der Kunststudenten gehen würde, um die jungen Männer zu ermuntern, dass es doch nicht schlimm ist, wenn man sich von weiblichen Körperformen angeregt fühlt. Man muss sich nicht nur angeregt fühlen von Blockseminaren zum gendersensiblen Sprachgebrauch. Das Leben ist schön, genieße es, möchte Arno Rink den Studenten dann zurufen. Seine Bilder weisen den Weg des genussfähigen Mannes weit in die Zukunft hinein. Heute werden Minderheiten zu Mehrheiten stilisiert, an deren Bedürfnislagen wir uns auszurichten haben, sofern wir nicht mit der Brandmarke des Sexismus oder Chauvinismus ausgestattet werden wollen. Das ist ein Zustand, der nicht hinnehmbar ist auf Dauer, und gar nicht für die Kunst."
Neo Rauch in DIE ZEIT No.38, Seite 47, 14. September 2017
Der Krieg aller gegen alle ist das tägliche Geschäft von "Milliarden" von Menschen, die "in einem sozialdarwinistischen Albtraum gefangen" (Pankaj Mishra) sind.
Dieter Thomä, DIE ZEIT No. 33, Seite 35, 10. August 2017
[...] ZEITmagazin: Der Titel wirft natürlich Fragen auf. Warum Conquistador?
Wolfgang Tillmans: Ich könnte jetzt wieder sagen, das ist irrelevant, aber es ist natürlich auch eine eindeutige Wahl. Die Titel überlege ich mir schon sehr genau.
ZEITmagazin: Interessant ist jedenfalls, dass alles, was man über ein Foto weiß oder was der Künstler dazu sagt, sich sofort auf das Bild auswirkt.
Tillmans: Ja, irgendwie schon. Also: 18 Jahre nachdem ich es so betitelt habe, schmälere ich die Wirkung des Werkes nicht, wenn ich sage, dass es eigentlich der Name des Hotels in Puerto Rico ist, wo ich das fotografiert habe. Das erwähne ich jetzt aber nur, um zu zeigen, wie irrelevant die echte Information ist.
[...]
ZEITmagazin: Knolle ist genau das Wort – schon ist man beim Gemüse.
Tillmans: Und das ist das Tolle am Bildermachen: dass es immer erst durch den Betrachter vollendet wird. Ohne Ursprung und Empfänger sind Bilder ohne Zusammenhang, also völlig bedeutungslos. Nur dadurch, dass sie etwas auslösen, bekommen sie eine Bedeutung, die nicht immer mit Worten zu benennen ist.
ZEITmagazin Nr. 23/2017, Juni 2017, Seiten 40 & 41
"Eine optimale Leistung erbringen Menschen, wenn sie genuinen Sinn in ihrer Arbeit sehen. Anreize können nützlich sein, um Menschen zu bewegen, langweilige Routinearbeiten zu übernehmen; je intellektuell anspruchsvoller aber die Tätigkeit, desto stärker hängt der Erfolg von Individuen und Organisationen von der Fähigkeit ab, flexibel und innovativ zu sein, sodass immer mehr Menschen das Bedürfnis verspüren, einen intrinsischen Sinn in ihrer Arbeit zu finden. Pink nennt drei Elemente, die einer solchen wesenhaften Motivation zugrunde liegen: Autonomie - die Fähigkeit, zu entscheiden, welche Aufgaben wann und wie erledigt werden; Meisterschaft - der Prozess, in dem man versiert in einer Tätigkeit wird; und Zweckbestimmung - der Wunsch, die Welt zu verbessern."
aus"Drive - Was Sie wirklich motiviert" von Daniel Pink, aus DIE ZEIT, Nr. 2, 22. Juni 2017, Seite 50 zu Peter Sloterdijks 70. Geburtstag
"Ich habe viel Zeit damit vergeudet, ausreichend Geld aufzutreiben, um mir meinen furchtbar teuren Malkasten leisten zu können. [ ...] Ich habe zu viel Energie in Dinge gesteckt, die mit dem Filmemachen nichts zu tun haben. Zwei Prozent steckt in den Filme und 98 Prozent ist Prostitution."
Orson Welles
Projekt THE PUPPENHAUS (Arbeitstitel)
dazu hier der von Facebook wegen "Zurschaustellung öffentlicher Nacktheit" gelöschte Videoclip
alle weiteren Making of-Videos in chronologischer Reihenfolge:
Erster Test barocker Hintergrund, Bewegung und Sakralmusik
Nach meinem ersten Rettungseinsatz auf einem Berliner Flohmarkt
Tarzan wird für die Hall of Fame skiziert
Nach meinem zweiten Rettungseinsatz auf einem Berliner Flohmarkt
Rotkäppchen
Metzgerei und Gretl Braun
MJ als Kind
Füllmaterial für zwei Massenszenen
Füllmaterial für zwei Massenszenen II
Hänsel und Füllmaterial für zwei Massenszenen III
Pablo
Who's Afraid of Virginia Woolf?
Wandfries - Entwurf, Teil I
Le Déjeuner sur l‘herbe
Peterchens Mondfahrt
She Likes Dancing (Discothek)
Born To Be Alive
"Ich möchte darauf beharren, dass der Kritiker auch ein Schöpfer ist. Kritik ist der spätgeborene Zwilling der Kunst. Denn auch Kunst setzt sich mit anderer Kunst, der jeweils bisherigen nämlich, auseinander und kritisiert jene, indem sie es in neuen Werken anders mache. Die Kritik wiederum fügt dem Kunstwerk neue Ideen und Zusammenhänge hinzu. Sie ist nicht parasitär, sondern primär."
aus einer Besprechung der ZEIT LITERATUR, Nr. 12, März 2017, Seite 43 zu Anthony O. Scotts "Kritik üben - die Kunst des feinen Unterschieds", Hanser Verlag, München, 2017
"Das Märtyrertum, dachte Alvey, bringt eine Art der Selbstsucht hervor."
aus Joan Aikens "Du biste Ich (Deception)", Diogenes Verlag, Zürich, 1989, Seite 296
"Wenn du jung bist, brauchst du ältere Lehrer. Wenn du älter bist, junge."
Evelyn Gleenie
Kunst-Machen befreit weder aus der eigenen Mittelmäßigkeit noch ist sie Therapie. Und schon gar nicht entsteht aus diesem hilflosen Machen wirklich Kunst. Und dennoch ist es nicht so, das nur Künstler Kunst erschaffen können.
" ... Du als Schriftstellerin wirst die Unterschiede so viel besser darstellen können als ich. Wie ich mich darauf freue, das alles mit deinen Augen zu sehen. Und die Mitglieder unserer Familie ... du wirst sie gewiss alle porträtieren? Das mag lustig werden! Wirst du Geschichten über uns schreiben?"
"Gewiss nicht." Alvey musste insgeheim über diese Naivität lächeln. Gewöhnliche Menschen konnten offenbar nicht begreifen. dass Schriftsteller nicht wie Elstern nach allem picken, was herumliegt und es so, wie es ist, in eine Erzählung übernehmen. Wie sollte sie Isa erklären, ohne sie zu kränken, dass die köstliche, komische, romantische Geschichte, die in ihrem Kopf bereits feste Formen angenommen hatte, mit dem alltäglichen (wenn auch für sie zweifellos überaus fesselnden) Tun und Treiben der Winship-Sippe nicht das mindeste zu tun hatte, zu tun haben durfte?
aus Joan Aikens "Du biste Ich (Deception)", Diogenes Verlag, Zürich, 1989, Seite 34
"Ob es Gott gibt, kann man nicht wissen. Das weiß auch der Papst nicht." Der Glaube sei ein Geschenk, das habe er bei den Jesuiten gelernt, ein desiderium desiderii, eine Sehnsucht im Menschen nach der Sehnsucht, glauben zu können.
Susanne Mayer im Gespräch mit Heiner Geißler
ZEIT MAGAZIN, 2. Februar 2017, Seite 18
"Die Meinungsfreiheit verteidigen wir, indem alle das Gleiche sagen."
Harald Martenstein im ZEIT MAGAZIN, 23. Februar 2017, Seite 6
"Das Neue kann nicht im Denken vorweg bestimmt werden. Das Neue kann nur gemacht werden."
Christoph Menke im Gespräch mit Thomas Assheuer
DIE ZEIT, Nr. 20, 11. Mai 2017, Seite 44
Das in Demokratien zugesicherte Grundrecht auf freie Meinungsäußerung reicht immer nur genau so weit, wie diese Meinungsäußerung nicht an den Grundfesten des jeweiligen Staates oder Systems rührt. Man würde sehen, wie wenig tolerabel die Herrschenden (Regierenden) wären, würde diese freie Meinungsäußerung eine gewisse rote Linie überschreiten.
So oder ähnlich gehört auf 3Sat, Mai 2017
"Nichts ist vulgärer als der Versuch, einzigartig zu sein."
Andreas Spiegl, Wien, Österreich
Baumans Schlüsselwort hieß Adiaphorisierung. Damit meinte er, dass Technologien den Menschen moralisch gleichgültig machen, ihn abstumpfen und desensibilisieren. Sobald die Vernunft nur noch eine technologische ist, ein reiner amoralischer Selbstzweck, gebe es keinen Grund, andere Menschen nicht zu wertlosen Gegenständen zu erklären. Wenn Technologien sich verselbstständigen, werden sie zu Agenten der ethischen Neutralisierung. Sie verdecken das Antlitz des Menschen, sie verhindern die Unmittelbarkeit von Erfahrung und betäuben die "instinktive Abwehr grundloser Gewalt".
[ ... ]
Die "neue Macht", der Bauman ein eigenes Buch widmete, tritt dem Einzelnen nicht mehr als bürokratischer Apparat gegenüber, sondern gewährt ihm alle erdenklichen Freiheiten. Das postmoderne Regime der Manager füllt die vakant gewordenen Kontrollräume mit Spontaneität, und nun müssen alle kreativ sein, flexibel und gut gelaunt sowieso – das "Ein-Personen-Minipanoptikum", das Smartphone, stehe dem Einzelnen dabei hilfreich zur Seite. In einem "experimentellen Prozess der Selbstfindung" und mit prinzipienfester Treulosigkeit, so Bauman, müssten sich die Bürger nun selbst vergesellschaften und wie durch Zauberhand immer das tun, was der Markt von ihnen verlange. Damit verwandeln sich die äußeren Zwänge in innere, und die glorreiche Geschichte der Emanzipation gelangt an ihr Ende. "Folgsamkeit gegenüber vorgegebenen Standards wird heute eher durch Verlockung und Verführung als durch Zwang erreicht – und das Ganze erscheint im Gewand des freien Willens."
Gewiss, es gibt neue Freiheiten, aber diese Freiheiten waren für Bauman hochgradig ambivalent. Sie erzeugen Ungewissheit, sie wecken die Nachtgespenster der "Versagensangst" und führen zu einer "Agonie des Unentschiedenen": Die Gegenwart ist ein Container voll mit ungenutzten und vor allem unlebbaren Möglichkeiten."
aus "Das Böse in der Moderne", ein Nachruf auf Zygmunt Bauman, DIE ZEIT, No.3, 12. Januar 2017, Seite 47
"Wenn er merkt, dass er von anderen dazugezählt wird, spürt er, dass er bei weitem nicht so dazugehört, wie die anderen meinen. Das ist ihm immer so gegangen. Aber man kann sich nicht andauernd entziehen und distanzieren."
aus "Meßmers Reisen" von Martin Walser, Suhrkamp Verlag, 2003, Seite 161
"Ich glaube, die Kunstwelt hat sich selbst ausverkauft. Das ist hart, aber die Kunst ist völlig korrumpiert durch Geld und ein rein kapitalistisches System. Die Künstler, die als besonders berühmt gelten, sind die, die in Masse produzieren und hundertmal die gleich Arbeit anfertigen, um die Nachfrage zu befriedigen. Wie Damien Hirst oder Jeff Koons. Ich arbeite allein. Ich will nicht so viele Assistenten haben. Ich schaffe nur so viel, dass ich damit meine Bedürfnisse befriedigen kann. Künstler heute lassen sich zu sehr vom Geld beeindrucken und vom Ruhm verführen."
Roni Horn, ZEIT MAGAZIN Nr. 49, 24. November 2016, Seite 74
"So lange ich nicht genug Geld habe, kann keiner sagen, er wisse schon, wie ich zu ihm stehe. Wenn ich genug Geld hätte, würdet ihr mich erst kennenlernen."
Aus "Meßmers Reisen" von Martin Walser, Suhrkamp Verlag, 2003, page 72
"Soll eine Frau, auch wenn ihr nicht danach ist, so tun, als wolle sie um ihrentwillen ihren Mann verführen? Sklavenleistung. Die Ehe als eintöniges Bordell."
aus "Meßmers Reisen" von Martin Walser, Suhrkamp Verlag, 2003, Seite 27
Zunächst muss man alles vergessen, was man über abstrakte Malerei oder den jeweiligen Künstler weiß. Denn der beste Zugang basiert auf archaischen, frühkindlichen Vorstellungsprozessen. Personifizierungen, wie sie Kinder auf Spielzeuge, Pflanzen oder das Wetter projizieren, lassen auch abstrakte Farbformen ein Eigenleben führen. Je mehr lebendig wird, je tiefer die Bildwelt erscheint, umso mehr kann man gedanklich hineintreten und sich im Bild seinen Lieblingsplatz zum Beobachten suchen. Plötzlich erscheint die Bildwelt so nah, dass man jeden Strich und jeden Kleks wie ein geheimnisvolles Gebüsch oder ein Insektennest erforscht.
aus: Wie lese ich ein abstraktes Bild? Abstrakte Kunst – eine Anleitung
von Larissa Kikol
art-magazin.de, 1. Februar 2017
"Die einen mögen meine Musik. Die anderen mögen sie nicht. Das war aber auch schon so bei Beethoven und sogar bei den Beatles. Manche sagen zu mir 'Ich begreife Ihre Musik nicht.' Ich sage dann immer, dann hören Sie doch etwas anderes. Etwas, das Sie mögen."
Philip Glass im Interview
"Ich konnte mir nicht klarmachen, dass das Verhalten des Händlers dasjenige der meisten Leute war, die alles, was sie nicht von sich aus wünschen und suchen, durch die immergrüne Hecke der abschlägigen Antwort von sich abhalten und es darauf ankommen lassen, was zu ihrem Nutzen sich allenfalls dennoch hindurchdrücken wolle und könne."
aus dem Kapitel "Das Flötenwunder" aus "Der grüne Heinrich" von Gottfried Keller, Paul List Verlag Leipzig, 1966
Ein stilles Leben mit Tulpen und einem der zehn Tuschebilder
"Landschaft am Morgen - zehn Bilder für Paul Klee"
" 'Wenn ich die Welt auf ihrer Oberfläche beschreibe, benutze ich einen sehr realistischen Stil. Aber sobald ich tiefer gehe, wenn ich in den Untergrund abtauche, wird mein Schreiben metaphorisch und symbolisch. Vielleicht auch poetischer. Ich gebrauche zwei verschiedene Schreibtstile. Einen realistischen für die Oberwelt, einen metaphorischen für die Unterwelt'. Insofern kann man schon sagen: Ober-, Unter- und Innenwelt kommunizieren für den Neoromantiker Murakami so makellos miteinander wie die Motorteile einer vor sich hinschnurrenden Luxuslimousine. Dennoch kümmern ihn die modernen Erzähltechniken der Introspektion herzlich wenig. 'Ich habe wenig Ahnung von Psychologie und von Freud, solche Sachen interessieren mich auch nicht. Psychologen interessieren sich für meine Geschichten, aber mir ist das egal. Wenn man versucht, eine Geschichte analytisch zu konstruieren, geht die Vitalität verloren. Was für mich zählt: Man muss beim Schreiben träumen. Ich kann sehr bewusst und absichtlich träumen. Wenn ich einen Traum sehen will, sehe ich ihn. Ich muss mich nur konzentrieren, und die Träume erscheinen mir, ich muss sie dann lediglich noch aufschreiben.'
aus einem Interview mit Haruki Murakami, Die Zeit, 17. November 2016, Seite 49
Traurig über das Ende einer Ausstellung. Ich habe mich mit keiner Ausstellung je wohler gefühlt.
Und weil es so besonders war, hier noch einmal alle Kapitel zum Anschauen:
Die kleine Meerjungfrau
Am Seerosenteich
Am Teich
Gebirgsbach
Schneelandschaften
Die Wunderkammer
Wattewölkchen
Das übergroße Fotoalbum
Noch mehr zum Anschauen:
Alles zur Ausstellung
Das Ausstellungsplakat
Der Ausstellungsflyer
Verliebt in einen Job auf Zeit:
Als Galeriemitarbeiter meiner eigenen Ausstellung in der Berliner Wassergalerie
Hose: Sisley
Hemd: Uniqlo
Krawatte: Cos
Gürtel: Ben Sherman
Gesicht: eigen
Selbstauslöser: No-name aus China
Mehr zur Ausstellung "KOMM BADEN! / LET'S HAVE A BATH"
Nicht jede Lüge ist lieblos (unwahr). Nicht jede Wahrheit ist liebevoll (wahr).
Im fünften Kapitel "Schneelandschaft" der Ausstellung KOMM BADEN! / LET'S HAVE A BATH zeigt sich die Schönheit von Wasser im gefrorenen Zustand. Zu der weißen, frostigen, einsamen Schneelandschaft hat Slawo eine hochkomplexe, quadrophone
Sound-Collage
produziert.
Hier Ausstellungsbilder zur Schneelandschaft anschauen:
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Weitere Bilder vom Schneemann anschauen:
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Infos zu Ausstellung und Galerie
" ... Gab es später einen Moment, in dem sie gemerkt hat: Ich bin Künstlerin? 'Das kann ich bis heute nicht aussprechen, ich fühle mich dabei immer noch verlegen. (...) Nein, warten Sie, verlegen ist nicht das richtige Wort. Mir geht es eher um diese dämlichen Kategorisierungen: Du bist dies, du bist das. Davon halte ich nichts.' "
Taryn Simon, ZEIT MAGAZIN, Nr. 24, Seite 31, Juni 2016
"Sie sagten einmal, eigentlich sei jeder auf der Suche nach Glück und Liebe. Haben Sie die gefunden?
Ja. Aber alles hat seine Zeit. Die Liebe ist eine Gnade, und die bekommt man, aber sie geht auch wieder. Das ist zumindest meine Erfahrung. An das Gute im Menschen glaube ich sicher nicht. Man kann vielleicht nur an einzelne Menschen glauben."
Ulrich Seidl in ZEIT MAGAZIN, Nr. 24, Seite 46, Juni 2016
Die WUNDERKAMMER versammelt viele kleine Bilder und Objekte und ist in ihrer Gesamtheit wohl eher als Installation zu verstehen. Sie ist exklusiv für die Ausstellung "Komm baden! / Let's Have a Bath" in der Berliner Wassergalerie entstanden.
"Die Wunderkammern oder Kunstkammern der Spätrenaissance und des Barock gingen aus den früheren Raritäten- oder Kuriositätenkabinetten (Panoptika) hervor und bezeichnen ein Sammlungskonzept aus der Frühphase der Museumsgeschichte, das Objekte in ihrer unterschiedlichen Herkunft und Bestimmung gemeinsam präsentierte [...] Der Terminus technicus Kunst- und Wunderkammer, in der Zimmerischen Chronik (1564–66)[1] zuerst nachgewiesen, hat sich durch Julius von Schlossers Werk Die Kunst- und Wunderkammern der Spätrenaissance (Leipzig 1908) eingebürgert und ist auch im Englischen gebräuchlich. Neben den universellen Kunst- und Wunderkammern bestehen auch reine Kunstsammlungen oder reine Naturalienkabinette." (Wikipedia, Okt. 2016)
So sah die Wunderkammer in der Ausstellung aus:
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Das Fotoalbum in Übergröße von 50 x 50 cm mit 200 Seiten und 275 Farbfotografien aus Fotoeditionen der Jahre 2013 bis 2016 ist exklusiv für die Ausstellung "Komm baden! / Let's Have a Bath" in der Berliner Wassergalerie entstanden.
Es wurde von einem Berliner Buchbinder als Einzelstück angefertigt. Es ist leinengebunden, für die Innenseiten ist Hahnemühle Fotokarton und das für Fotoalben typische Pergamin zur Seitentrennung verarbeitet worden. Der Titel der Ausstellung wurde in das Cover eingeprägt.
So wurde das Fotoalbum in der Ausstellung gezeigt:
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"Wenn Sammler ein Werk kaufen, wollen sie damit häufig auch ein Stück des Künstlerimages erwerben. Die Inszenierung des Künstlers spielt beim Kunstgeschäft eine große Rolle, der Käufer wünscht sich oft die von ihm ausgewählte Künstleraura auf das Kunstwerk und schließlich auf sich selbst (zu) übertragen."
DIE ZEIT, Nr. 37, 1. September 2016, Seite 46
Das Kapitel GEBIRGSBACH (SCHNEESCHMELZE) die 4 Bilder v.o.l. im Uhrzeigersinn:
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Eine Ausstellung in Berlin
vom 14. September bis 7. Oktober 2016
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Das Kapitel GEBIRGSBACH (SCHNEESCHMELZE)die 4 Bilder v.o.l. im Uhrzeigersinn:
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Eine Ausstellung in Berlin
vom 14. September bis 7. Oktober 2016
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vom 14. September bis 7. Oktober 2016
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Eine Ausstellung in Berlin
vom 14. September bis 7. Oktober 2016
Neben einer Wunderkammer, einer Wolken-Installation, einem Oversized-Fotoalbum werden 5 Kapitel zum Thema Wasser gezeigt.
Hier bestücke ich das übergroße Fotoalbum.
" ... und er hatte die Bildung und den Ton jener Tage in sich aufgenommen, insofern sie im verständlich und zugänglich waren; vorzüglich teilte er das offene und treuherzige Hoffen der guten Mittelklassen auf eine bessere, schönere Zeit der Wirklichkeit, ohne von den geistigen Überfeinerungen und Wunderseligkeiten etwas zu wissen, die in manchen Elementen dazumal durch die höhere Gesellschaft wucherten."
aus dem 2. Kapitel "Vater und Mutter" aus "Der grüne Heinrich" von Gottfried Keller, Paul List Verlag Leipzig, 1966
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Eine Ausstellung in Berlin
vom 14. September bis 7. Oktober 2016
Neben einer Wunderkammer, einer Wolken-Installation, einem Oversized-Fotoalbum werden 5 Kapitel zum Thema Wasser gezeigt.
Hier das BLAUSTUECK , ein Objekt aus Birkenrinde und Öl für die WUNDERKAMMER
Alle in der Ausstellung gezeigten Bilder
Das Ausstellungsplakat
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"Gordon Caters natürlicher Charme war durch etwas sehr viel weniger Anziehendes ersetzt worden: (die) Gewissheit, dass er sein Leben lang zu den Gewinnern zählen würde, jedoch nicht aufgrund seines Charakters oder sonstiger positiver Eigenschaften, sondern allein seiner Herkunft wegen."
aus "So soll er sterben" von Ian Rankin, Wilhelm Goldmann Verlag München, 2007
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Eine Ausstellung in Berlin
vom 14. September bis 7. Oktober 2016
Neben einer Wunderkammer, einer Wolken-Installation, einem Oversized-Fotoalbum werden 5 Kapitel zum Thema Wasser gezeigt.
Hier die erste Studie zur WOLKEN-INSTALLATION.
„Was überhaupt die schwierige Frage, wie weit die Instrumentalmusik in der Darstellung von Gedanken und Begebenheiten gehen dürfe, anlangt, so sehen hier viele zu ängstlich. Man irrt sich gewiß, wenn man glaubt; die Komponisten legten sich Feder und Papier in der elenden Absicht zurecht, dieses oder jenes auszudrücken, zu schildern, zu malen. Doch schlage man zufällige Einflüsse und Eindrücke von außen nicht zu gering an. Unbewußt neben der musikalischen Phantasie wirkt oft eine Idee fort, neben dem Ohr das Auge, und dieses, das immer tätige Organ, hält dann mitten unter den Klängen und Tönen gewisse Umrisse fest, die sich mit der vorrückenden Musik zu deutlichen Gestalten verdichten und ausbilden können...“
Robert Schumann, Zeitschrift für Musik vom 14. August 1835
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Eine Ausstellung in Berlin
vom 14. September bis 7. Oktober 2016
Neben einer Wunderkammer, einer Wolken-Installation, einem Oversized-Fotoalbum werden 5 Kapitel zum Thema Wasser gezeigt.
Hier die Probehängung zum Kapitel 5 SCHNEELANDSCHAFT. Die 12 großen Bilder aus den Werkserien RWV 143 und RWV 155 werden begleitet von einer Sound-Collage von Slawomir Cap.
Die Bilder im Einzelnen:
links unten
links oben
2.links unten
2. links oben
Mitte unten
Mitte oben
2. rechts unten
2. rechts oben
rechts unten
und rechts oben
" ... Sicherheit ist ein großes Thema in ihrem Leben, vor allem wenn es um Geld geht. In ihrem Haus in Essex, wo sie mit ihrem Mann und ihren drei Kindern lebt, ließ sie eine Einliegerwohnung einbauen, um zur Not von den Mieteinnahmen leben zu können. 'Ich habe mir ständig Sorgen gemacht', sagt Moyes. 'Wenn ein Sturm kam, dachte ich daran, dass vielleicht der Zaun kaputt geht - und was es wohl kosten würde, ihn zu reparieren. So ging das in meinem Kopf.' ..."
Jojo Moyes in Welt am Sonntag, 19. Juni 2016, Seite 63
Dienstag, 5. Juli 2016: Aus dem "Stillen Leiden" sind geworden das große Quadriptychon "La fauvette des jardins" - eine Bebilderung von Olivier Messiaens Gartengrasmücke von 1972 und die beiden großen Regenbogenbilder.
Die fertigen Bilder
Olivier Messiaen, La fauvette des jardins
RWV 415-01 bis 04
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und 4
und
Regenbogen, RWV 415-05 & 06
1 und 2
Die Wirkungen kenne ich schon lange, genannt habe ich es immer mal anders, erkannt wohl endlich jetzt. Damit kann ich was anfangen. Es ist das "Stille Leiden".
" ... Fox tat, als würde er ihre Werke bewundern - die Wände hingen voller farbenfroher Gemälde von Fischerbooten, Häfen und Küstenabschnitten -, und verabschiedete sich, allerdings erst nachdem sie ihm eine Visitenkarte zugesteckt und ihm mitgeteilt hatte, dass sie auch Auftragsarbeiten übernahm."
aus "Die Sünden der Gerechten" von Ian Rankin, Wilhelm Goldmann Verlag München, 2013
Hier alle in der Ausstellung gezeigten Bilder anschauen:
SO EIN TAG AM MEER -
16 Einzelbilder als Mobile exklusiv für die Ausstellung gebaut und in der Einganshalle ausgestellt
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MUTTER UND KIND
GELBE SONNE
SCHWARZE SONNE
WEISSE SONNE
COMIC-BAUKASTEN
und
GEHWEGPLATTEN
7 FARBEN, 7 BILDER -
mehrere Einzelbilder als Mobile exklusiv für die Ausstellung gebaut und ausgestellt
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6 BILDER FÜR ANDY WARHOL
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10 KREIDEBILDER
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ABEND
und
ABENDSONNE
sowie
NACH DER ERNTE, ERSTER SCHNEE
EIN SECCO
und
NACH DER ERNTE
Der Elfenbeinturm ist gar nicht aus Elfenbein. Und oben ist alles belegt, nur noch unten, im Keller, ist was frei.
Künstler-Autodidakten: Francis Bacon, Karl Schmidt-Rottluff, Robert Motherwell, Ernst Ludwig Kirchner, Adolph von Menzel, Carl Spitzweg, Henri Rousseau, William Turner, Jean-Michel Basquiat, Stephan Reichmann, Marcel Broodthaers, Nam June Paik, Paul Cezanne, Fritz Bleyl, Gustave Courbet, Yves Klein, Robert Delauney, Max Ernst, Dan Flavin, Vincent van Gogh, Erich Heckel, Piero Manzoni, Laszlo Moholy-Nagy, A.R. Penck, Nicki de Saint-Phalle, Daniel Spoerri, Werner Tübke, Alberto Burri, Agostino Bonalumi, Turi Simeti, Rudolf Stingel, Emil Nolde
"... Macbeth hat recht, der Mensch ist ein Irrer, der ein Stündlein auf der großen Bühne scharrt, sich spreizt, 'Ich bin' brüllt und dann nie mehr gesehen ward - aber diese eine Stunde! Die zeigt uns keiner wie Shakespeare."
Peter Kümmel "Die Nussschalenkönige", DIE ZEIT, Seite 40, 21. April 2016
"Es geht um die Qualität der Arbeit und um die Frage, ob du es verkaufen kannst. Glaube mir, das ist es, was Künstler wollen: Sie wollen ihre Arbeit verkauft bekommen. Es ist eine große Verantwortung, weil du ihre Haupteinnahmequelle bist. Also musst du sicherstellen, dass du den Job erledigen kannst. "
Larry Gagosian, The Wall Street Journal (USA), 26. April 2016
"... Einmal veranstaltete mein Vater einen musikalischen Abend, zu dem er Wilhelm Backhaus und Moritz Rosenthal einlud, der eine ein Beethoven- und Brahms-Virtuose, der andere ein begnadeter Chopin-Interpret. Vater war gespannt darauf, mit ihnen über knifflige Klavierläufe zu diskutieren. Aber sie taten ihm den Gefallen nicht. Sobald sie gespielt hatten, steckten sie die Köpfe zusammen und palaverten über die Aktienkurse in Buenos Aires Stock Exchange. Sie zeigten keinerlei Interesse an der Musik, wenn sie sie nicht gerade spielten. Sie sprachen den ganzen Abend lang über die Börse."
Sir Peter Ustinov, Achtung Vorurteile!, Seite 197, Hoffmann und Campe, 2003
" ... Dass dieser glanzvolle Held aus den siebziger Jahren irgendwann mal runterkracht in die Matsche, und dann liegt er da unten und kommt später wieder hoch, mit flammendem Gefieder, das geht ja nur, wenn er vorher unten war. Viele Schriftsteller sind ja auch geritten durch weite Wüsten, durch Wirkstoffeinnahmen und so weiter, um die Wörter zu finden, die es nicht im Kaufhaus gibt."
Udo Lindenberg in DIE ZEIT, Seite 43, 10. März 2016
"Wenig, glaubt mir, ist bedrückender, als schnurstracks das Ziel zu erreichen."
Günter Grass
Im Studio, April 2016
mit
RWV 398-05
RWV 398-07
und
RWV 398-04
Künstler zu sein heißt, alles zu dürfen und im Gegenzug alles ertragen zu müssen.
Karfreitag 2016, die ersten beiden "Bandagierten Bilder" entstehen:
RWV 398-06 und RWV 398-07
Live-Painting während der Ausstellung FRÜHLING / SPRING 2016
mit den beiden Bildern
RWV 398-01 und RWV 398-01
Was soll man zu den Dichtern sagen, die so gern ihren Flug weit über alle Fassung des größten Teiles ihrer Leser nehmen? Was sonst, als was die Nachtigall einst zu der Lerche sagte: "Schwingst du dich, Freundin, nur darum so hoch, um nicht gehört zu werden?"
Gotthold Ephraim Lessing, Die Nachtigall und die Lerche, aus Fabeln, Zweites Buch, Verlag Philipp Reclam Jun. Leipzig,1961
"Ich Unglücklicher!" klagte ein Geizhals seinem Nachbar. "Man hat mir den Schatz, den ich in meinem Garten vergraben hatte, diese Nacht entwendet und einen verdammten Stein an dessen Stelle gelegt."
"Du würdest", antwortete ihm der Nachbar, "deinen Schatz doch nicht genutzt haben. Bilde dir also ein, der Stein sei dein Schatz; und du bist nichts ärmer."
"Wäre ich schon nichts ärmer", erwiderte der Geizhals; "ist ein andrer nicht um so viel reicher? Ein andrer um so viel reicher! Ich möchte rasend werden."
Gotthold Ephraim Lessing, Der Geizige, aus Fabeln, Zweites Buch, Verlag Philipp Reclam Jun. Leipzig,1961
Die eherne Bildsäule eines vortrefflichen Künstlers schmolz durch die Hitze einer wütenden Feuersbrunst in einen Klumpen. Dieser Klumpen kam einem anderen Künstler in die Hände, und durch seine Geschicklichkeit verfertigte er eine neue Bildsäule daraus; von der ersterm in dem, was sie vorstellete, unterschieden, an Geschmack und Schönheit aber ihr gleich.
Der Neid sah es und knirschte. Endlich besann er sich auf einen armseligen Trost: "Der gute Mann würde dieses noch ganz erträgliche Stück auch nicht hervorgebracht haben, wenn ihm nicht die Materie der alten Bildsäule dabei zustatten gekommen wäre."
Gotthold Ephraim Lessing, Die eherne Bildsäule aus Fabeln, Zweites Buch, Verlag Philipp Reclam Jun. Leipzig,1961
Hier alle in der Ausstellung gezeigten Bilder anschauen:
Spätwinter Diptych
RWV 20-01
RWV 20-02
Der Garten Eden
RWV 295-01
RWV 295-02
RWV 295-06
RWV 295-08
RWV 295-10
RWV 295-11
RWV 307-01
RWV 307-02
RWV 307-03
RWV 307-04
RWV 307-05
RWV 307-06
RWV 307-08
Gebirgsbach (Schneeschmelze)
RWV 263-01
RWV 263-02
RWV 263-03
RWV 263-04
RWV 263-05
Seerosen - Vier große Bilder für Claude Monet
RWV 168-04
RWV 168-03
Seerosenteich
RWV 263-06
„Was hast du mit dir angefangen, Edward, seit ich dich zum letztenmal gesehen habe?
Nichts, Henrietta.
Das klingt sehr friedlich.
Ich war nie groß im Machen, im Tun.
Sie warf ihm einen kurzen Blick zu. Ein seltsamer Unterton hatte in seiner Stimme mitgeschwungen. Aber er lächelte sie nur ruhig an. (…)
Vielleicht ist das sehr weise.
Wieso weise?
Dass man nichts erreichen will.
Seltsam, dass du so denkst, Henrietta, du, die so erfolgreich ist.
Aber es stimmt Henrietta. Du bist eine Künstlerin. Du musst stolz auf dich sein, du kannst gar nicht anders.
Ja, das sagen die Leute oft zu mir. Sie übersehen dabei das wesentlichste. Du auch, Edward. Man kann nicht einfach beschließen, Bildhauerin zu werden und Erfolg zu haben. Es ist vielmehr eine Sache, die dich bedrängt, an dir nagt, dich heimsucht – bis man, früher oder später, nachgibt. Und dann hat man ein bisschen Frieden, bis die ganze Geschichte von vorn beginnt.
Du sehnst dich nach Frieden?
Manchmal denke ich, es wäre das schönste auf der Welt, seine Ruhe zu haben."
Agatha Christie „Das Eulenhaus“ (The Hollow), Seite 55, Scherz Verlag in Bern und München, 1991
"Nehmen wir das 'Regentropfen-Prélude' von Chopin ...
Dieser Name ist Unsinn!
Der kranke Chopin auf Mallorca, es ist kalt, der Regen klatscht an die Fensterscheiben ...?
Wichtig ist nicht der Regen, wichtig ist die Angst. Chopin hatte Todesangst. Das ließ sich natürlich nicht so gut verkaufen. Bei Schubert gibt es ähnliche Beispiele verlegerischer Willkür."
"Wie verständigt sich ein Publikum über Chopins Magie, wenn es unmöglich ist, über Musik zu sprechen?
Man kann über seine persönlichen Empfindungen reden. Leider trauen sich das viele Menschen nicht. In der Kunst ist alles viel natürlicher, als man denkt. Es geht von selbst. Es existiert. Die Kunst ist ein Paralleluniversum der Wirklichkeit.
Demnach berühren sich die beiden nicht?
Nicht direkt jedenfalls. So wie sich ein Werk niemals durch Biografie oder Politik erklären lässt. Kunst ist etwas freies, das drinnen ist."
"Noch komplizierter wird es, wenn ich die gleiche Sonate von Swjatoślaw Richter gespielt anhöre. Aus westlicher Sicht waren Gilels und er Antipoden. Gilels galt als der Bodenständige, ein fulminanter Handwerker. In Richter hingegen sah man den Exzentriker und großen Subjektiven.
Falsch, absolut falsch. Was heißt subjektiv, was objektiv? Musik ist immer subjektiv. Außerdem halte ich es für keine gute Idee, zwei große Künstler miteinander zu vergleichen. Warum diese beiden? Was ist mit Wladimir Sofronitzki? Er ist nur zweimal im Ausland aufgetreten, einmal in Polen, einmal in Paris. Ist er deshalb unbedeutender? Nein! Einer schreibt etwas, andere plappern es nach - und was herauskommt, ist wiederholter Quatsch. Genauso verhält es sich mit Ost und West. Die Magie eines Künstlers kommt weder aus dem Osten noch aus dem Westen, sondern einzig aus ihm selbst"
Grigory Sokolov, DIE ZEIT, Seite 45, 14. Januar 2016
"Lebenslauf ja, aber als Roman. Schreiben ist ein Entblößungs-Verbergungs-Spiel."
"Jetzt bist du endlich und lässt dich nicht länger durch ein Buch davon ablenken, dass du lebst. Du erwartest nicht mehr, du existierst nur noch. Das ist die höchste Form. Ich habe immer schon Frauen bewundert, die im Zug aus dem Fenster hinausschauen, als fände das Leben dort statt."
Martin Walser, Welt am Sonntag, Seite 52, 10. Januar 2016
„Schau dich um: Keiner von all denen, die du siehst, ist aus eigenem Willen hier. Natürlich, was ich gerade gesagt habe, ist die allerbanalste Wahrheit. So banal und so wesentlich, dass man sie nicht mehr sieht und hört. Alle quatschen von den Menschenrechten. Was für ein Witz! Deine Existenz ist auf kein Recht gegründet. Selbst dein Leben aus eigenem Willen zu beenden erlauben sie dir nicht, diese Ritter der Menschenrechte. Sieh sie dir alle an! Sieh nur! Mindestens die Hälfte von denen, die du siehst, ist hässlich. Gehört Hässlichsein auch zu den Menschenrechten? Und weißt du, was es bedeutet, sein Leben lang seine Hässlichkeit zu tragen? Auch dein Geschlecht hast du nicht gewählt. Deine Augenfarbe auch nicht. Dein Jahrhundert auch nicht. Deine Heimat auch nicht. Deine Mutter auch nicht. Nichts von dem, was wichtig ist. Die Rechte, die ein Mensch haben kann, betreffen nur Belanglosigkeiten, für die zu kämpfen oder großartige Erklärungen zu verfassen es keinen Grund gibt!“
Milan Kundera, Das Fest der Bedeutungslosigkeit (La fête de insignifiance), Carl Hanser Verlag München, 2015 Seiten 124 & 125
„Aber du hinkst.“ „Im Tal vielleicht“, sagte Egger. „Am Berg bin ich der Einzige, der gerade geht.“
„Vor Gott gibt es keine Lügen, dachte er, vor einem Wirt schon.“
Robert Seethaler, Ein ganzes Leben, Seiten 41 und 34, Hanser Berlin im Carl Hanser Verlag München, 2014
„ … Nachdem man zwanzig Jahre ein Bügeleisen gehalten hat, sind die Hände nicht mehr so geschmeidig. Mir ekelt vor mir selber, wenn ich daran denke. Den ganzen Tag lang über ein heißes Bügeleisen gebeugt dazustehen. Allein der Geruch davon! Manchmal, wenn ich daran denke, ist mir speiübel. Ist es denn in der Ordnung, dass ein Mensch den ganzen Tag lang über ein heißes Eisen gebeugt dasteht? Warum hat uns Gott dann das Gras und die Bäume geschenkt? Hat denn nicht auch Max ein Recht, das zu genießen? Müssen wir unser ganzes Leben Sklaven sein – nur um Geld, Geld und nochmals Geld zu verdienen?“
Henry Miller, „Menschenfresser“ aus „Lachen, Liebe, Nächte“ („Nights of Love and Laugther“), Rowohlt Hamburg, 1959
Jean Cocteau & Jean Marais, Georg Reich.
„ … Die neue Sammlergeneration sucht Kunst, die Wände schmückt und auch füllt, sie sucht nach dem Original, nach dem Unikat und nicht nach der Grafik. Das sind eindeutige Verschiebungen.“
Ernst Nolte, Hauswedell & Nolte, DIE ZEIT, No. 50, Seite 65, 10. Dezember 2015
„ … Sind sie aber, als Schöpfer ihrer selbst, als Unangepasste wirklich schon Künstler? Eher doch, scheint es, eine originelle Subgesellschaft, von der kaum ein Außenstehender versteht, was sie da eigentlich macht. Das wiederum rückt das Bodybuilding immerhin recht nahe an gewisse Ausprägungen der zeitgenössischen Kunst.“
DIE ZEIT No. 50, Seite 66, 10. Dezember 2015
" ... Wenn ich drei Monate lang an einer Seite arbeiten würde, vielleicht gelänge mir dann etwas, was vergleichbar gut wäre. Aber ich wollte mich [...] auch befreien von den stilistischen Erwartungen. Ob es gut oder schlecht geschrieben ist, finde ich uninteressant. Interessant ist, was darin zum Ausdruck kommt. Also versuche ich, schnell zu schreiben und unterhalb meiner eigenen Standards, dafür näher am Leben."
Karl Ove Knausgård in DIE ZEIT vom 29. Oktober 2015
„ … Einfach darum geben ja manche Blätter alter Meister die Schönheit einer Landschaft in ihrer ganzen Tiefe wieder, weil in ihnen nichts direkt nachgeahmt wird, sondern weil sie sich in das ‚Unsichtbare‘ der Natur einfühlen. Kann man das Geheimnis eines Waldes damit wiedergeben, dass man die Höhe seiner Bäume misst? Muss nicht gerade seine unergründliche Tiefe die gestaltende Phantasie anregen?“
Aus Claude Debussy, Monsieur Croche (Musik und Musiker / Monsieur Croche antidilletante), Eduard Stichnote, Potsdam, 1949
" ... Sieht er ( Künstler*in - Anm. sre ) aber nichts in sich, so unterlasse er auch zu malen, was er vor sich sieht. [...]"
Caspar David Friedrich
"... wenn man wissen will, was der Sinn des Lebens ist, muss man sich eine Katze ansehen. Eine Katze, die den ganzen Tag lang schläft. Da weiß man, dass der Sinn des Lebens einfach das Leben ist."
Ruth Klüger DIE ZEIT, 24. September 2015, Seite 52, aus Iris Radisch "Die letzten Dinge", Rowohlt Verlag, Reinbek, 2015
"Das ganze Leben ist ein Herumgerede, während die Engel singen."
Ernst Fuchs
Hier alle Collagen anschauen:
Entwurf für die Ostfenster der St. Gertrud Kapelle, RWV 366-01
Entwurf für die Ostfenster der St. Gertrud Kapelle, RWV 366-02
Entwurf für die Ostfenster der St. Gertrud Kapelle, RWV 366-03
Entwurf für die Ostfenster der St. Gertrud Kapelle, RWV 366-04
Entwurf für die Ostfenster der St. Gertrud Kapelle, RWV 366-05
„ … Die Begeisterung der Umwelt verdirbt einen Künstler, und ich fürchte, dass er dann auch nur der Ausdruck seiner Umwelt wird.“
Aus Claude Debussy, "Musik und Musiker"("Monsieur Croche antidilletante"), Eduard Stichnote, Potsdam, 1949
"Es geht ihnen schlecht, den Menschen. Riesenhaft steht ihr Weh vor ihnen, eine große Mauer. Eingesponnen sitzen sie in staubgrauen Sorgen und zappeln wie gefangene Fliegen. Dem fehlt es an Brot und jener isst es mit Bitterkeit. Der will satt sein und jener frei. Hier regt einer seine Arme und glaubt, es wären Flügel, und er würde sich im nächsten Augenblick, Monat, Jahr über die Niederung seiner Welt erheben.
Es geht ihnen schlecht, den Menschen. Das Schicksal bereiteten sie sich selbst und glaubten, es käme von Gott. Sie waren gefangen in Überlieferungen, ihr Herz hing an tausend Fäden und ihre Hände spannen sich selbst die Fäden. Auf allen Wegen ihres Lebens standen die Verbotstafeln ihres Gottes, ihrer Polizei, ihrer Könige, ihres Standes. Hier durften sie nicht weitergehen und dort nicht bleiben. Und nachdem sie so ein paar Jahrzehnte gezappelt, geirrt hatten und ratlos gewesen, starben sie im Bett und hinterließen ihr Elend ihren Nachkommen."
aus Joseph Roth "Hotel Savoy", Kiepenheuer & Witsch, Köln und Allert de Lange, Amsterdam, Niederlande, 1964
"Was man sofort mag, vergisst man auch schnell wieder."
James Heeley
Stephan Reichmann ||| BERLIN IM HERBST - EINE AUSSTELLUNG AN EINEM ABEND
8. Oktober 2015 | Neues Hauptstadtstudio von Booking.com | Behrenstraße 19 | 10119 Berlin
Werkverzeichnis zur Ausstellung
Im Studio, Oktober 2015
Hier 2 fertig erzählte Geschichten anschauen:
"... Ein gewisses Maß an Lampenfieber ist normal, aber ich hatte viel zu viel davon. Es gibt Menschen, die sehr selbstsicher sind, doch die sind wahrscheinlich nicht sehr kreativ. Wer Künstler ist, der wagt es, Neuland zu betreten. Die Möglichkeit des Scheiterns ist immer da. Deshalb glaube ich, dass viele der besten Künstler unsicher sind, weil sie nicht wissen, ob sie auch morgen noch den höchsten Anforderungen gerecht werden können. Wer nach den Sternen greifen will, kann sich auch vorstellen, diese nicht zu erreichen."
John Cleese, Zeit Magazin, Seite 54, 27. August 2015
"Ich glaube, dass Kunst immer voll ist von den Bildern der anderen, und es ist gut, dass wir uns gegenseitig reflektieren. Sobald ein Bild öffentlich wird, gehört es allen. Niemand kann ein Bild besitzen. Man ist verantwortlich dafür, was man damit macht, aber es 'gehört' einem nicht ..."
Marlene Dumas, Zeit Magazin, Seite 20, 27. August 2015
Samstag, 12. September 2015: Schwarz, Sprachlos, Schmerzhaft, Warten
Sonntag, 13. September 2015: Schwarz, Sprachlos, Schmerzhaft, Warten
Montag, 14. September 2015: Schwarz, Sprachlos, sehr schmerzhaft, Versuchen
Dienstag, 15. September 2015: Schwarz, Sprachlos, Versuchen, extrem schmerzhaft, sprechend - die Schönberg, Berg, Webern Serie entsteht
Mittwoch, 16. September 2015: Schwarz, Sprachlos, Sprechend, Sich selbst beantwortend,Zweifel, extrem schmerzhaft, Hilflos, die Serie Daphnis und Chloe entsteht
Donnerstag, 17. September 2015: Eine offene, blutende Wunde, weniger fragend, Entsetzen, große Trauer
Freitag, 18. September 2015: Dieser große Schmerz, nicht hinterfragend,fast hinnehmend, große Trauer, Betäubung durch Arbeit, die Serie 354-01 bis 06 (Igor Strawinskys Le sacre du printemps und Pétrouchka) entsteht
Samstag, 19. September 2015: Dieser große Schmerz,sprechend, große Trauer, die Serie Ein Sommernachtstraum nach Felix Mendelsohn Bartholdy entsteht
Sonntag, 20. September 2015: Dieser große Schmerz, nicht hinterfragend,fast hinnehmend, große Trauer, Betäubung durch Arbeit, die Serie L'Oiseau de feu von Igor Strawinsky entsteht
Montag, 21. September 2015: Keine Änderungen, gute Gespräche, diszipliniertes Programm
Dienstag, 22. September 2015: Unverändert, Serie L'Oiseau bekommt Ergänzung durch Hintergründe
Mittwoch, 23. September 2015: Jeden Tag bleibt die tiefe, reine Liebe neu, was ist das Penelope Syndrom, ist das das Penelope Syndrom?
Donnerstag, 24. September 2015: Unverändert
Freitag, 25. September 2015: Unverändert
Samstag, 26. September 2015: Die gruseligste Nacht seit diesen zwei Wochen,ich will mein Glück, meinen Frieden zurück, Arbeitstag, alle Mozart Klaviersonaten mit Arrau für etwas Licht, ich glaube leider an nichts so wirklich, aber für Löwe-Geborene muss man sehr viel Stärke haben
Sonntag, 27. September 2015: Kontaktscheu, zurückgezogen, Schuberts Musik für Klavier
Montag, 28. September 2015/Dienstag, 29. September 2015: Ich gebe es nicht auf, ich werfe es nicht weg
Mittwoch, 30. September 2015: Befreit
Donnerstag, 1. Oktober 2015: Ein Tag voller Licht
Freitag, 6. November 2015: Das Licht ist aus
Ein Flackern auf Sparflamme bis Donnerstag, 14. Juli 2016, das Lichtlein ist mir beim schmerzhaften Ausatmen ausgegangen.
14. Juli 2004 - 14. Juli 2016
Seit keine Ahnung wann bis fortlaufend: Penelope-Syndrom
Für dich: Liebesbrief
29. November 2016
So weh tut Musik: Ewigkeit
04. Februar 2017
Liebe ist nicht die Summe der Eigenschaften des Geliebten, Liebe ist die Geschichte, die mich mit dem einen geliebten Menschen verbindet.
24. und 25. und 26. Februar 2016
Du meldest dich. Verlässt Berlin. Ich habe meine Chance nicht wahrgenommen? Das kann doch so nicht stimmen. Alles tut wieder genauso weh wie vor 8 Monaten.
Und damit rühre ich mir unsere 11 Jahre jeden beschissenen Abend noch schmerzhafter rosarot und weine mir die Augen aus von 34' 30'' bis 36'25'': Recondites Essential Mix
14. Oktober 2017:
"Er hat sich den Fuß gestoßen, als er sich - mit Leas Hilfe - auf den Beifahrersitz des Lieferwagens hievte. Er stöhnt auf, und es ist ein anderes Stöhnen, als er es aussoßen würde, wenn er allein wäre. Nicht, dass er den Schmerz dramatisieren möchte, nur, dass er diesen Laut wählte, um ihn seiner Frau zu beschreiben.
Oder ihn seiner Frau sogar darzubringen. Denn er weiß, er empfndet nicht ganz das, was er für den Fall, dass sie ihre Vitaität zurückgewinnt, von sich erwartet hat. Und es könnte sein, dass er dieses Geräusch von sich gibt, um den Mangel zu verdecken oder ihn zu entschuldigen. Allerdings ist es ganz natürlich, dass er ein wenig auf der Hut bleibt, da er nicht weiß, ob das nun von Dauer ist oder nur ein Strohfeuer.
Aber sogar wenn es von Dauer und alles wieder gut ist, bleibt etwas übrig. Ein Verlust, der diesen Gewinn trübt. Ein Verlust, den er, selbst wenn er die Kraft dazu hätte, sich nur ungern eingestehen würde."
aus "Holz", Erzählung aus "Zu viel Glück", Alice Munro, Seite 293, S.Fischer Verlag, 2013
22. Juni 2018
Kein Tag ohne dich. Träume von dir. Immer noch und hoffentlich für immer. Voller Liebe.
"Die Wirklichkeit ist eine Konstruktion aus der man erwachen kann"
Peter Høeg
Als politischer Mensch nicht politisch zu arbeiten, ist eine zutiefst politische Entscheidung. Ich bin politisch.
"In der Zeit [...] begriff Dinah, warum Lousteau die Notlage nicht überwand: er war faul und willensschwach. Gewiss gehorcht der Verstand nur seinen eigenen Gesetzen, er anerkennt weder die Notwendigkeiten des Lebens noch die Gebote der Ehre; ein bedeutendes Werk wird nicht geschaffen, weil eine Frau leidet oder weil entehrende Schulden zu tilgen oder Kinder zu ernähren sind. Trotzdem gibt es keine starken Talente ohne starken Willen. Diese beiden Kräfte sind erforderlich, um das gewaltige Gebäude des Ruhms zu errichten. Die Männer der geistigen Elite halten ihr Hirn im Zustand der Produktion, so wie ehemals ein Paladin seine Waffen stets kampfbereit hielt. Sie überwinden die Trägheit, sie versagen sich die zerrüttenden Genüsse oder erlauben sie sich nur in einem Maße, das ihren Fähigkeiten entpricht. Nur so erklären sich die Leistungen eines Scribe, [...] eines Aretinos, eines Aristoteles: die Leistungen der Männer, die ihre Zeitgenossen ergötzten, lehrten oder leiteten. Der Wille kann und muss in höherem Maße Gegenstand des Stolzes sein als das Talent. Während der Keim des Talents in der kultivierten Veranlagung liegt, ist der Wille ein Sieg, der in jedem Augenblick über die Instinkte und bezähmten, zurückgedrängten Gelüste errungen wird, über die heldenhaft überwundenen Hindernisse und Schwierigkeiten aller Art"
"Daher muss man zwei Arten von Kritik unterscheiden, wie man in der Malerei Kunst und Handwerk unterscheidet. Kritiken in der Art der meisten heutigen Feuilletonisten schreiben heißt, auf eine mehr oder weniger geistreiche Manier irgendwelche Meinungen zum Ausdruck bringen, so wie ein Advokat vor Gericht die widersprüchlichsten Interessen verteidigt. Die Meinungsmacher finden in dem Werk, das sie untersuchen, immer ein Thema, das sich entwickeln lässt. So ist dieser Beruf wie geschaffen für träge Geister, für Leute, denen die erhabene Fähigkeit der Phantasie abgeht oder die nicht den Mut haben, sie zu kultivieren, wenn sie sie besitzen. [...]
Die andere Art der Kritik ist eine ganze Wissenschaft, sie erfodert ein völliges Verständnis der Werke, einen klaren Überblick über die Tendenzen der Epoche, das Bekenntnis zu einem System, den Glauben an bestimmte Prinzipien; sie verlangt also sachverständigen Bericht, Rechtsfindung, Urteil. Ein solcher Kritiker wird zum Richter der Ideen, zum Zensor seiner Zeit, er übt ein Priesteramt aus; der andere Kritiker hingegen ist ein Akrobat, der, um seinen Lebensunterhalt zu verdienen, Kunststücke vollführt, solange ihn seine Beine tragen"
aus Honoré de Balzacs "Die menschliche Komodie, Band 6 - Szenen aus dem Provinzleben, Die Muse der Provinz" ( La Comédie Humaine - Scènes de la vie de province, La Muse du Département), Philipp Reclam jun., Leipzig, Seiten 444 bis 446
Auf der STROKE 2015 mit diesen beiden Bildern:
Gletscher 1
Hier das Bild Gletscher 1 (RWV 53-01) anschauen
Gletscher 2
Hier das Bild Gletscher 2 (RWV 53-02) anschauen
"[...]Es mag stimmen, dass ich nicht im Nichtstun existiere, sondern erst im Tun. Ich muss etwas hervorbringen, komponieren, darum geht’s. Um schaffen zu dürfen, muss ich erst Zeit freischaufeln. Das heißt aber noch nicht, dass dann auch etwas entsteht. Das hängt vom Glück des Augenblicks ab, und sicherlich spielt innerphysische Chemie eine Rolle, das will ich gar nicht leugnen. Aber ich bin nicht der, der das in irgendeiner Weise provoziert durch Zutat, sondern einfach durch Sein und Warten und dann Handeln. Ich bin ein wunderbar ungeduldiger Geduldiger.
[...]Eigentlich bin ich ein pessimistischer Mensch, der seinen Optimismus daraus gewinnt, dass er eine Strategie braucht. Deswegen bin ich ja meistens auch heiter und ausgeglichen, weil eben am Grund eine melancholisch-pessimistische Gestalt sitzt, die mir immer wieder in verhüllter Form erscheint. Sie ist eine Glücksvoraussetzung, lähmt mich aber nicht, sondern evoziert mein Handeln, ruft hervor. Aber ich muss mit ihr nicht hausieren gehen.
[...]dass jeder sein Maß selber finden müsse, dass er aber das Maß nur erfahre, indem er es einmal überschreite. Das, auf die Kunst bezogen, ist ein goldener Weg.[...]
Zweifeln Sie je, ob Sie auf dem richtigen Weg sind?
Rihm: Ja, vor jeder Note. Verstehen Sie, das Ringen mit dem Engel, das ist es doch erst, was die Kunst hervorbringt. Beim Komponieren versuche ich schriftlich, Beschwörungsformeln zu fixieren, um eine Situation zu schaffen, in der Musik erscheinen kann. Der Zweifel ist also nicht nur eine homöopathische Zugabe zur Verfeinerung eines Gerichts, sondern der bittere Grundstoff.
[...]Ich kann nicht überall arbeiten, aber ich kann fast überall konzipieren. Ich kann auch in fast jeder Situation über Arbeit nachdenken. Ich wache morgens auf und gehe abends damit zu Bett. [...]
Wolfgang Rihm im Gespräch mit Herline Koelbl im ZEIT Magazin, 12. Februar 2015
Eins der 23 Bilder aus der Serie Schneelandschaft in der Ausstellung MONOCHROMOSOMEN in München, April 2015:
Die einen machen Kinder, die anderen Kunst, um den Tod aufzuhalten.
"Was hatten die Anstrengungen genützt, mit denen er seit 40 Jahren Pfähle einrammte? Alle waren verrottet."
Patrick Modiano, Der Horizont (L'Horizon), Seite 141, Carl Hanser Verlag München, 2013
"[...] Er hatte es sich zum Grundsatz gemacht, niemals auf die Aggressivität anderer zu reagieren, auch nicht auf Beleidigungen oder Provokationen. Außer mit einem nachdenklichen Lächeln. [...] Und schließlich, so schlimm waren die Menschen auch wieder nicht."
Patrick Modiano, Der Horizont (L'Horizon), Seite 21, Carl Hanser Verlag München, 2013
"[...] Vielmehr haben sie (die Künstler) sich eine 'Promiskuität' der Stile zu eigen gemacht, die in der Sampling-, Remix - und Mash-up- Kultur der Musik und Mode längst selbstverständlich ist. [...]"
Aus Die Zeit, 8. Januar 2015, Seite 53
"[...]Heute, wo es in der Kunst zur Regel geworden ist, alles mit allem formlos zu vermengen, wirkt das arg historisch.[...]"
zu Dieter Roth, Die Zeit, 29. Januar 2015, Seite 55
Da wickelt man sich alle Jahre und mit so viel Aufwand in ein Netz aus Verpflichtungen, Beziehungen und Bedürftigkeiten. Bis man sich so eng und dick darin eingewickelt hat, dass man gar nicht mehr so einfach herausgelangen kann. Nur durch den Schnitt mit scharfer Klinge. Um sich dann im Moment der fast ganzen Nacktheit erstaunt und fröstelnd umzuschauen, ein wenig wirklich zu sein. Und sich gleich darauf wieder auf die Suche nach einem neuen Netz zu machen, darum zu betteln, es Stück für Stück an sich zu nehmen unter großen Versprechungen um sich wieder in einzuwickeln in dieses grobmaschige Zeug. Es bleibt doch das immer gleiche Netz in nur immer anderer Farbe. Seine Dichte entsteht lediglich aus der Anzahl seiner Lagen.
"Zum Glück gibt es genügend Menschen, die Kunst so begreifen, wie sie gemeint ist: als Bereicherung. Und nicht als ein Mittel, um sich selbst zu erhöhen ... Die Szene behandelt ihre Werke wie Heiligtümer. Sie will den Kreis derer, die Zugriff auf das Heiligtum haben, klein halten. Die Kunstwelt will keine Demokratie".
Wo liegt der Unterschied zwischen Design und Kunst? "Design ist der Übergang vom existierenden zum bevorzugten Zustand. Kunst hilft den Menschen zu verstehen, was Realität ist. Es geht nicht darum, wie etwas aussieht, sondern welchen Effekt es auf dein Bewusstsein hat. Ich würde es so formulieren: Wenn es dich auf etwas aufmerksam macht, ist es Kunst. Wenn nicht, ist es keine Kunst."
Milton Glaser
Welt am Sonntag vom14. Dezember 2014, Seite 65
"... So müsste man leben, ja, auf einem Stück Gehsteig sitzen, das einem ein für alle Mal gehört ... Die Leute würden kommen, vorbeigehen, wiederkommen, zu jeder Tageszeit, aber man würde in seiner 'Bleibe' sein. Man brauchte weder Geräusche noch Blicke mehr zu fürchten, man hätte nichts mehr zu suchen. Man wäre in seiner engen, wohlverschlossenen Hütte eingenistet, und man könnte ohne Hast anfangen, das lange Schauspiel zu genießen, dass man nur im eigenen Inneren sehen kann."
Jean-Marie Gustave Le Clézio, Die Sintflut, Seite 135, Piper München Zürich, 2008
"Wenn Händlerkollegen sowie Museen den Künstler beachten, Werke kaufen und ausstellen, dann wird es Kunst."
Eva Presenhuber, Galeristin
Nicht weiter schlimm, aber da waren schon Jurij Korolevs "Kosmonauten" von 1982.
"Auf der einen Seite feinsinniges Gehabe, während hinter den Kulissen ruppiger Darwinismus herrscht."
aus "Unschöne Künste", Welt am Sonntag, Seite 38, 26. Oktober 2014
Wenn die Betrachtung von Kunst eher Exegese als bloße Lektüre ermöglicht, hat sie ihr höchstes Ziel erreicht.
"Ich habe kein schlechtes Gewissen, der Welt Rätsel zu hinterlassen."
Arnulf Rainer
"Es ist unmöglich, zweimal dasselbe zu schaffen"
Elaine Sturtevant
In Kapitel 4 wurden diese 4 Bilder sowie diese Plakatedition gezeigt:
In Kapitel 3 wurden diese 10 Bilder gezeigt:
Ein Feuerwerk (Silvesternacht), RWV 105-01
Ein Feuerwerk (Silvesternacht), RWV 105-02
Ein Feuerwerk (Silvesternacht), RWV 105-03
Ein Feuerwerk (Silvesternacht), RWV 105-04
Ein Feuerwerk (Silvesternacht), RWV 105-05
Ein Feuerwerk (Silvesternacht), RWV 105-06
Ein Feuerwerk (Silvesternacht), RWV 105-07
Ein Feuerwerk (Silvesternacht), RWV 105-08
In Kapitel 2 wurden diese 9 Bilder gezeigt:
In Kapitel 1 wurden diese 13 Bilder gezeigt:
Landschaft im November (Deutschland), RWV 64-01
Landschaft im November (Deutschland), RWV 64-02
Landschaft im November (Deutschland), RWV 64-03
Landschaft im November (Deutschland), RWV 64-04
Landschaft im November (Deutschland), RWV 64-05
Großstadt, November, RWV 64-06
Großstadt, November, RWV 64-07
Schwarz und weiß ist nicht nur grau, RWV 108-01
Schwarz und weiß ist nicht nur grau, RWV 108-02
Schwarz und weiß ist nicht nur grau, RWV 108-03
Schwarz und weiß ist nicht nur grau, RWV 108-04
Schwarz und weiß ist nicht nur grau, RWV 108-05
Schwarz und weiß ist nicht nur grau, RWV 108-06
Ausgestellt wurden diese vier Bilder:
Abstraktion mit Schwarz und Echtgelb, RWV 34-02
[…]Der Mauerfall hat die Welt verändert. Zum 25. Jahrestag erinnert das Atlantic Grand Hotel an wochenlange Hochspannung, die sich in einem historischen Freudentaumel entlud – mit einer Ausstellung des Berliner Künstlers Stephan Reichmann.
1989 war Stephan Reichmann zwanzig Jahre alt. Seine Jugend in Leipzig ist die Chronik des Berliner Mauerfalls. Er bekam hautnah mit, wie die novembertrübe Unfarbigkeit der DDR langsam Risse bekam, um ein Feuerwerk an Farben und Freude durchzulassen. Er erlebte, wie die Welt tagelang stillstand und wie gebannt dem Spiel der Farben folgte – bevor sie sich schließlich zu Schwarz- Rot-Gold verbanden und in das grelle Bunt der westlichen Welt tauchten.
Stephan Reichmann hat alle Farbnuancen der friedlichen Revolution tief in sich aufgesaugt – von den ersten Pro- testen bis zur deutschen Wiedervereinigung. Mit dem gebührenden Abstand des Erwachsenen und Künstlers erzählt er nun die ganze Geschichte. Seine Abstraktionen in Öl erklären und verklären nichts. Vielmehr dokumentieren sie chronologisch die Wirkung der äußeren Ereignisse auf sein eigenes Inneres. Ob die Betrachter die Assoziationen teilen, bleibt ihnen selbst überlassen. Reichmann will die Geschichte des Mauer- falls nicht neu erzählen, er will ihr eine Seele geben.
„Neu ist kein Kriterium“, sagt der Maler und Fotograf. „Überhöhung ist kein Kriterium. Gefälligkeit ist kein Kriterium. Verstehen ist kein Kriterium. Nur Regung und Erregung sind Kriterien.“ Denn „wäre Abstraktion nur Selbstbefriedigung und nachher Zierrat für irgendwelche öffentlichen oder privaten Räume, es wäre schade drum.“ Reichmanns Kunst will ein Wegweiser ins Innere des Betrachters sein – bei seiner Ausstellung im Atlantic Grand Hotel durch das ganz persönliche Geschichtsbuch. In Berlin zählt Stephan Reichmann schon lange zu den Künstlern, die man „hip“ nennt. Pinsel braucht er für seine Werke nicht. Sie entstehen allein durch Auf- und Abtrag von Ölfarben auf Lein- wand, Holz, Karton oder Papier – und durch den Zufall, den er in seinem Landhaus-Atelier absichtlich inszeniert. Seine Inspiration bezieht er aus allem: der Natur, dem Alltag, seiner Umgebung. Jede kleine Nebensächlichkeit kann zu einer großen Geschichte führen.
Die Ausstellung „25 Jahre Mauerfall – Innenansichten einer friedlichen Revolution“ hat Stephan Reichmann speziell für das Atlantic Grand Hotel konzipiert. Seine abstrakten Gemälde setzen die Ausstellungsreihe „Kunst zu Gast“ fort. Damit möchte das Atlantic Grand Hotel ausgewählten Nachwuchskünstlern die Möglichkeit bieten, ihre Werke einem größeren Publikum zu präsentieren. Zwei Ausstellungen pro Jahr sind geplant. […]Die Reichmann-Ausstellung folgt (fast) pünktlich zum Jahrestag des Mauerfalls. […]
Aus: Regards, Kundenmagazin, Seite 6+7, Oktober 2014
Einführung zur Ausstellung von Dr. Katia David, Kunsthistorikerin und Kuratorin, Berlin am Abend des 10. November 2014 in Bremen
Sehr geehrte Damen und Herren, sehr geehrte Frau Carl, sehr geehrter Herr Füchtner ,
die Innenansichten einer friedlichen Revolution von Stephan Reichmann sind ein persönliches Statement zu 25 Jahre Mauerfall. Träger von Stimmungen, die ihren Ausdruck in dem finden, was sich so wunderbar dafür eignet: in Form von gegenstandsloser Malerei. Bevor wir daher zum Künstler selber kommen, möchte ich gerne einen kleinen Ausflug in die abstrakte Kunst machen, mit der sich nicht wenige ein bisschen schwer tun. Denn der stark visuell angelegte Mensch sucht eigentlich immer nach konkreten Abbildungen, nach Symbolen, Motiven, die er mit bereits Erfahrenem verbinden kann. Die gegenstandslose Malerei bedient diese Suche nicht, es gibt nicht wirklich etwas zum „Festhalten“: Farben, Kontraste, Linien und Formen finden sich meist ohne bewusste Abbildung von Gegenständen und Figuren. Das lässt manchen Betrachter etwas ratlos zurück, der sich nämlich weitaus mehr als nur oberflächlich auf das Bild einlassen muss, was ihn fordert, auffordert, sich ein Stück weit fallen zu lassen, und nicht nur dem gewohnten, dem „Bild“ zu folgen, sondern vielmehr gehalten ist, selber bewusst zu reflektieren oder einer Stimmung auf den Grund zu gehen.
Die abstrakte Malerei hat, wie Sie sich vielleicht erinnern, vor etwa 100 Jahren ihren Einzug in die Kunstgeschichte gehalten. Dabei unterschied man schon seinerzeit verschiedenste Unterarten: so gab es den Neoimpressionismus, den Fauvismus, den Expressionismus und den Kubismus, wobei, das Ganze sehr unterschiedlich gegenstandslos sein konnte, von sich nach und nach zunehmend auflösenden Formen, die doch noch einen starken Bezug zum Figurativen haben konnten oder den geometrisch orientierten Arbeiten eines Kandinsky oder Mondrian bis hin zu dem berühmten schwarzen Quadrat von Kasimir Malewitsch aus dem Jahr 1915, das in seiner Art wohl das am konsequentesten gedachte war. Picasso und Matisse sind zwei weitere bekannte Vertreter.
Konstruktivismus und Suprematismus kunden von dem menschlichen Bedürfnis weiterer Gliederung und Systematik und der individuellen Benennung unterschiedlicher Ansätze. Die eigentliche Errungenschaft der Avantgarde lag aber letztendlich nicht darin, dass sie die Abstraktion in verschiedensten Formen „erfanden“, sondern mehr an der Gesellschaft, die nun bereit schien, diese Art des Ausdrucks als Kunstwerk zu akzeptieren. Eine Entwicklung, die auch Werken wie Duchamps Pissoir von 1917 und Beuys Fett in der Ecke den Weg in die Museen und die Kunstgeschichte ebnete. Und dennoch: bei der breiten Masse gab es der abstrakten Kunst gegenüber immer Vorbehalte und Berührungsängste. Wenn schon ein Affe abstrakte Bilder malen könne, wie etwa der Schimpanse Congo, dessen Arbeiten zu Kunst erklärt und Ende der 50er Jahre in einer Ausstellung am Institute of Contemporary Arts in London gezeigt wurden, dann, so schlussfolgerten ein paar kluge Köpfe, liege das u.a. daran, dass weder künstlerische Begabung noch handwerkliches Können zu der Erstellung nötig seien.
Das stimmt dann wohl so aber auch nicht. Ursprünglich ist kunst ein Substantivabstraktum zum Verbum können mit der Bedeutung „das, was man beherrscht; Kenntnis, Wissen, Meisterschaft“. Die Redewendung „Kunst kommt von Können“ ist also dem Wortursprung nach richtig. Kunst hat also natürlich etwas mit Können zu tun, aber der normale Bürger tut sich oft schon schwer genug damit, selbst bei gegenständlicher Kunst eine gute Technik von einer schlechten zu unterscheiden. Fast vergleichbar mit den „Experten“, die oft gar nicht mehr in der Lage sind, ein Original von einer gutgemachten Kopie zu unterscheiden. Und diese Unsicherheit ist es, die unseren heutigen Kunstmarkt, der gigantisch und unübersichtlich ist, letztendlich bestimmt. Ein Amateur mit Leidenschaft kann ein besseres Auge, ein besseres Gespür und eine bessere Technik als ein ausgebildeter Künstler haben, wer mag sich anmaßen, darüber ein Urteil zu sprechen? Ebenso gut könnte man fragen, ob die sozialistische Normmalerei eine „gute“ Malerei ist, weil sie gegenständlich ist?
Somit bleibt es dabei, dass gerade abstrakte Kunst, die uns berührt, die Emotionen trägt, provoziert, oder ein Farbspiel inszeniert, dem Ergebnis nach „gute“ Kunst ist, denn sie kommuniziert, lässt uns teilhaben, bringt uns dem Künstler näher. Und dann ist es egal, ob man sich an diese oder jene Kunstrichtung erinnert fühlt, ob man an Jackson Pollock und sein „dropping and pouring“ denkt oder auch nicht, entscheidend ist, dass die Kunst politischen und künstlerischen Fortschritt und Freiheit demonstriert, in einem nunmehr tatsächlich vereinten Deutschland der Demokratie und des gemeinsamen Farbflusses von rot-schwarz-gelb. Entsprechend impulsiv ist der Farbauftrag von Stephan Reichmann, wobei er allerdings weniger tropfen und fließen lässt, als in pastösen Farbschichten mit dem Spachtel zu arbeiten. Dabei entstehen Farbschichten und Farbflüsse, die er oft mit einer dicken Farbschicht abschließt. Das gibt den Arbeiten noch einmal eine sehr eigene Ausstrahlung.
In seinem Ursprung ist das Ganze sehr traditionell, nämlich klassische Ölmalerei auf Leinwand, die den Künstler wegen der Handhabbarkeit, der Langlebigkeit und der Lagerbarkeit, aber auch dem Geruch und der Haptik angezogen hat. Serien, wie die hier im Hause ausgestellten, entstehen innerhalb weniger Tage durch Aufspachteln von ungemischten, sogenannten Primärfarben, und in Folge mehrmaligen Abdrucks mit Richtungswechseln der Bilder untereinander. Dadurch entstehen oft Zwischenfarben. Insgesamt handelt es sich um ein teilgesteuertes Zufallsprodukt, in das durch Konsistenz und Auswahl der Farben, Reihenfolge und Stärke des Farbauftrags, durch ganz oder teilweisen Abtrag aller oder einzelner Farbschichten die Handschrift des Künstlers einfließt. Es gibt keine Trocknung beim Malprozess und entsteht innerhalb dieser Zeit kein überzeugendes Bild oder eine Serie folgt ein Neubeginn mit den Ausgangsversuchen als Grundlage. Die Entscheidung, wann ein Bild, eine Serie fertig ist, wird je nachdem nach Tagen oder Wochen getroffen. Das Atelier verlassen nur solche Arbeiten, von denen der Künstler überzeugt ist, dass sie die von ihm gewollte Stimmung vermitteln.
Das erinnert insgesamt doch stärker an die gegenstandslose Kunst des 19 Jhs. In vielen Zeichnungen und auch ansatzweise in größeren Werken von William Turner oder des Symbolisten Gustave Moreau, löst sich die sonst sehr realistische Gegenständlichkeit zugunsten von Stimmungen auf, die sich in diffus ineinander verschwimmenden Farbfeldern manifestieren. Diese Arbeiten lassen sich wohl am ehesten mit denen von Stephan Reichmann vergleichen, denn sie sind weniger der reinen Farbe, einer speziellen Technik oder geometrischen Formen zugewandt, sondern transportieren einen emotionalen Zustand, ein ästhetisches Empfinden. Das Bild wird zum Übermittler eines Gefühls ...
Stephan Reichmann ging es nicht um eine Dokumentation, er hat bewusst Fotos ausgeschlossen, von denen er nicht wenige hat – übermalte Fotos vom Mauerpark oder vom Palazzo Prozzo, dem ehemaligen Palast der Republik. Für ihn sind die hier gezeigten Serien eine Reise zurück, in ein Gefühl, in ein Erleben, das Stephan Reichmann stellvertretend für viele andere Ost- und Westdeutsche zum Ausdruck gebracht hat. 25 Jahre Mauerfall markiert einen einschneidenden Wendepunkt in seiner Biographie, denn Stephan Reichmann ist in Leipzig geboren und auf der Ostseite der Mauer aufgewachsen. Seine Geschichte gliedert er in vier Kapitel mit insgesamt 36 Bildern und beginnt mit 13 Bildern in schwarz-grau-weiß, die an das erinnern, was er als „Tristesse“ bezeichnet, als ein Leben, das nur kleine Farbpunkte besaß, die man erst nach längerem und genauerem Hinsehen entdeckte. Die Unfarbigkeit, das Grau und die wenigen Farben „dazwischen“ waren für Stephan Reichmann charakteristisch für O-Deutschland. Aus seiner Sicht als Ossi im Rückblick und in der Sicht-und Wirkweise von und auf Westdeutsche beim Besuch der DDR.
Fast parallel dazu die Reihe „Oktober und Herbst“ mit neun Bildern, bunt wie der Herbst mit einem Farbenspiel, mit dem sich Stephan als Junge das unerreichbare und doch so nahe Westdeutschland vorstellte. Die übermächtige, pralle, laute Farbigkeit Westdeutschlands aus Sicht des Ossis – als Vorstellung vom ungesehenen„goldenen Westen“ aber auch so, wie er es tatsächlich nach dem Mauerfall beim ersten Mal im Westen erlebte. Es folgte, wie wir alle wissen, 1989 der Fall der Mauer. Da war Stephan Reichmann gerade 19 Jahre alt. Er hat den 9. November als Feuerwerk erlebt und in 10 Bildern festgehalten. Ein Feuerwerk als Ausdruck größter Freude und Feierlaune nach Vollzug der friedlichen Revolution und dem Fall der Mauer. Kein Feuerwerk im üblichen Sinne - für den Künstler war es vielmehr eine Nacht voller Scheinwerfer, voller Lichtblitze, ein Feuerwerk an Medien. Dem Ganzen folgt die Wiedervereinigung mit Berlin als Hauptstadt – in vier Bildern bei Stephan Reichmann, natürlich in schwarz-rot-gold.
Was mir besonders im Gedächtnis geblieben ist, war ein Begriff, den Stephan bei unserem zweiten Treffen einbrachte: interkulturell. Dazu muss man wissen, dass ich viele Jahre in der Galerie Wedding als Kuratorin tätig war, einer kommunalen Galerie aus Mitte, die sich als Schwerpunkt „Interkultur“ auf die Fahnen geschrieben hat. Für mich stand Interkultur immer in Beziehung zu allen möglichen Ländern: Peru, Finnland, China oder Portugal. Das als Begriff für Ost und Westdeutschland anzuwenden, wäre mir nie in den Sinn gekommen. Aber je mehr ich dann darüber nachdachte, desto natürlicher kam es mir aber vor und es ist wohl tatsächlich so, dass 30 Jahre ihre Spuren hinterlassen und gereicht haben, um deutlich unterschiedliche Eigenarten und Mentalitäten auszuprägen. Ob es dennoch bei derselben Sprache und derselben Nationalität dann tatsächlich dafür reicht, die Beziehung untereinander als interkulturell zu bezeichnen, das muss wohl jeder für sich selber entscheiden. Tatsache ist jedenfalls, dass Stephan in Leipzig geboren ist, und ich in Westberlin. Jeder von uns ist also auf einer Seite der Mauer aufgewachsen und steht damit mehr oder weniger für einen Teil Deutschlands. Gucken wir doch einfach mal, ob wir tatsächlich so unterschiedlich sind – ich werde Stephan einfach mal ein paar Fragen zu ihm und seinen Arbeiten stellen.
Kannst Du Dich noch erinnern, was Du am 9. November 1989 in der Nacht gemacht hast? Was waren das für Gefühle?
Stephan Reichmann (SR):
Ich habe es erst am nächsten Morgen erfahren. Also heute auf den Tag genau vor 25 Jahren. Es war ja vor 25 Jahren nicht so - weder bei mir im Osten, noch bei dir im Westen – dass wir unsere News quasi in Echtzeit getwittert oder gefacebooked oder per Whats-up oder SMS bekommen hätten. Ich weiß noch sehr genau, dass ich die Nachricht gar nicht begriffen habe. Geglaubt schon, es gab ja gerade in Leipzig in den Monaten und Wochen zuvor schon eine Protestbewegung von Hunderttausenden Menschen, tausende sind über Ungarn und Prag nach Österreich und die Bundesrepublik geflohen. Nur war die Mauer in meinem Kopf immer eine so unverrückbare und unverschämte Tatsache, dass ich nicht verstehen konnte, wie dieses „Jahrhundertbauwerk“, diese lebenslängliche „Unfreiheit“ plötzlich „gefallen“ sein sollte für alle und eben auch für mich.
Warum heißt die bunte Reihe, wie Du Dir Westdeutschland vorgestellt hast, „Oktober“ und nicht z.B. Frühling?
Ich verbinde mit dem Herbst immer so etwas wie „Ende“, „letztes Kapitel“ kurz vor der Eiseskälte des Winters.
SR: Die bunte Reihe, also Kapitel 2 der Ausstellung, zeigt so viel Farbe und Bilder in ebendiesen Farben aus einem besonderen Grund. Du hast es eingangs schon richtig gedeutet, es ist diese übermäßige Farbigkeit des Westens, die Ostdeutsche wie mich immer so beeindruckt und sehnsuchtsvoll haben werden lassen. Eine Farbigkeit, wie ich sie eben nicht nur von Bravo-Postern, Persilkartons oder Plastiktüten von Hertie und Kaufhof kannte, sondern dann eben auch genau so gesehen, gerochen und gefühlt habe, also ich die ersten Male bei dir in deinem Teil von Berlin war. Und so symbolisiert der Herbst 89 eben für mich nicht nur die Jahreszeit kurz vor Winter, das Ende und die Vergänglichkeit wie für dich, sondern die satten Gelb-, Grün- und vor allem Rottöne stehen für einen Herbst, den ich genau so intensiv und farbig erlebt und in Erinnerung behalten habe.
Hast Du im Anschluss das Bunte von der Reihe „Oktober“ im Westen entdeckt? Wann bist Du das erste Mal nach Westdeutschland gekommen und was hast Du als erstes gemacht?
SR: Ja, genauso habe ich es auch erlebt. Genauso bunt, genauso hell, genauso wohlriechend und so verheißungsvoll. An dieses Klischee von „es ist im Westen alles toll und aus Gold und im Osten alles nur Grau“ habe ich sowieso nie geglaubt. Ich habe es aber als mein ganz selbstverständliches Recht empfunden, Teil auch des anderen Deutschlands zu sein und es hat sich sofort und im allerersten Moment als richtig angefühlt, von Leipzig nach Berlin zu fahren und am Bahnhof Friedrichstraße unter der Mauer hindurch zu tauchen und mich von der U6 nach Westberlin fahren zu lassen. Das erste Mal bin ich am Wochenende nach der Maueröffnung gekommen, als erstes habe ich mich von meiner Westberliner Familie bei Nacht über den Kudamm chauffieren lassen, ich habe beim Portugiesen eine riesige Schale Muscheln mit viel Knoblauch und Weißwein gegessen und gekauft habe ich bei Bolle flauschig-weiches Klopapier, eine knallrote Kaffeemaschine und eine rote Rose für meine Gastgeber-Mama. Rosen mitten im November, sowas hat es im Osten einfach nicht gegeben, und plötzlich konnte ich die in jedem Blumenladen an jeder Ecke bekommen – unglaublich.
Was hat Dir im Osten am meisten zugesetzt und was war für dich die größte Hoffnung beim „Aufbruch“?
SR: Am wenigsten mochte ich an Ostdeutschland diese Unfreiheit im Wortsinn. Ich konnte schon als Kind nicht akzeptieren, dass freie Meinungsäußerung und Eigeninitiative etwas verwerfliches sein sollte. Ich konnte auch nicht verstehen, wieso mein Drang nach Veränderung, Verbesserung und Selbstverwirklichung gleichgesetzt wurde mit Systemkritik und Umsturzdenke. Ich wusste ja in dem Alter nicht, das ein Regime grundsätzlich auf dieser Art von Bevormundung und Einengung basiert. Hoffnungen gab es für mich beim „Aufbrauch“ und „Fall der Mauer“ nicht. Ich fand es im Alter von 19 Jahren einfach selbstverständlich, was mir da passiert ist und habe mich einfach nur gefreut, dass ich mir mein Leben so erschaffen darf, wie ich schon immer meinte, dass es mir zusteht. Es wollte schon immer für meine Erfolge wie für meine Misserfolge selbst verantwortlich sein.
Was hat Dir die Wiedervereinigung persönlich gebracht? Bist Du enttäuscht, zufrieden? Es gibt ja immer zwei Seiten einer Medaille und auch in Westdeutschland gibt es sicher vieles, was sich verbessern ließe. Gibt es irgendwas, was Dir im Rückblick fehlt aus dem alten System und wovon alle hätten positiv profitieren können?
SR: Ich bin ganz sicher auch heute noch ein Kritiker der Systeme. Sowohl des vergangenen kommunistischen als auch unseres demokratisch-liberal-kapitalistischen Systems. Ich bin heute fast froh darum, beide Seiten zu kennen und damit wohl eine größere Sensibilität für die Befindlichkeiten sowohl in Ost als auch West zu haben.
Wenn nun ein Sammler dann ein mittelmäßiger ist, wenn er Kunst sammelt, die es bereits gibt, ist dann folgerichtig ein Künstler, der Kunst macht, die es bereits gibt, ein mittelmäßiger Künstler?
Das Gegenteil von nicht weiter gehen müssen, ist nicht gleich Stillstand. Ich bediene mich aus dem, was mir zur Verfügung steht. Das ist weder Kopie noch Zitat.
Nach "Er hatte alle Kostüme im Schrank", Welt am Sonntag, 17.08.2014, Seite 45
" ... Merkwürdig ist, dass die Briefe der so lebhaften Salomé viel länger und weitschweifiger waren als meine, ja vielleicht hie und da ein wenig pedantisch. Sie war pädagogisch veranlagt, ich war es gar nicht, sie wollte wirken und belehren, und so löblich das auch ist, gerieten, wie ich glaube, meine absichtslos hingeworfenen Briefe doch amüsanter ..."
Ricarda Huch, Frühling in der Schweiz
September 2014: Nach Seerosenbildern RWV 168-03 und 168-04, Bilderserien wie RWV 243, 244, 245, 247, 248, 249 und 250 und selbst den früheren Plus und Minus Bildern (RWV 154-01 und 02) darf ich der Kunstwelt hiermit mein Patent für die reinen Wollbilder melden.
Ich könnte Robert Janitz sein.
Gefühlszustände lassen sich nur dann künstlerisch darstellen, wenn sie zuvor erlebt und in Gänze zugelassen wurden.
Erneuerung braucht den Rückgriff.
Das Kunst-Machen macht mich nicht automatisch demütig, aber es hilft mir dabei.
Sich auf Kunst mittels Nicht-Wissen einlassen zu können, hat etwas außerordentlich souveränes und setzt paradoxerweise Wissen voraus.
Zehn graue und sechs blaue Hefte. Ein mehrbändiges Tagebuch und Sammelsurium der letzten beiden Lebensjahrzente Richard Strauss' im Stil des Bewusstseinsstroms von 1929 bis 1949 notiert.
"Die Außenwelt konzentriert sich nicht wirklich auf die Kunst und auf das, was ihr wichtig ist ... Das Letzte, was ich will, ist, mich mit Werken zu umgeben, die ich schon geschaffen habe. Im Atelier sehe ich sie ja jeden Tag ... Ich stehe so um sieben Uhr auf [...] Ich frühstücke, dann bin ich hier im Atelier, so von 9 bis 17 oder 18 Uhr. Dann fahre ich wieder nach Hause."
Jeff Koons, Die Zeit, Nr. 27, Seite 45, 26. Juni 2014
"Genie und Schwachsinn liegen eng beieinander", Sean Scully.
Die beiden überraschendsten Zufälle in nur drei Wochen. Erstens: Wald und Berge, eine Serie von 17 kleinformatigen Bildern mit ungeordneten Richtungswechseln bei der Durcharbeitung des Themas. Das ungeliebte Acryl nach Missfallen "alle gemacht" und dabei mit der zurzeit einzig beglückenden Möglichkeit der Farb-und Formgestaltung der Römischen Bilder beschenkt worden.
Mehr als randvoll mit Tränen. Aufgefangen von Nocturnes op. 9, 1-3 und Dämmerung. Die Ruhe dazwischen für Große Bilder einer Landschaft 1-4, An einem Tag im zeitigen Sommer sitze ich unter einem Baum und schaue auf einen kleinen Teich 1-3 und Große Bilder einer Landschaft Diptych draufgegangen.
"Das Eau Parfumée au thé vert von Bulgari enthält keinen Tee, Un Jardin sur le Nil von Hermès keine Mangos und Terre d'Hermès keinen Silex,und doch hat das Publikum all dies 'wahrgenommen'." - aus "Der geträumte Duft" ("Journal d'un parfumeur")von Jean-Claude Ellena, Insel Verlag Berlin, 2012
Die Aufstiege und Niedergänge werden mittelmäßiger und verträglicher. Zeit und Energie reichen immer noch für so vieles nicht aus. Je mehr sich erschafft, desto mehr bleibt zu machen. Da wird das Buch immer und immer wieder um noch eine und noch eine Seite ergänzt und wohl nicht fertig sein, ehe es doch einmal zugemacht wird. Immerhin schafft die Situation etwas Platz für Level 2. Ein so spröd-sparriger Begriff passt zu der Art schnöder Marktschreierei, die wohl eher erhört wird als wolkig-blumiges Salon-Geschnurr. Glückliche Fügungen wären so viel schöner als strategische Unternehmungen, die mich einfach nur beschämen.
Was für Außenstehende so verlockend erscheint und sich wunderbar verklären lässt, wenn man es nur mit dem entsprechenden Abstand betrachtet, ist im leibhaftigen Darinsein oft nahe an der Grenze des Erträglichen. Und die Wahl ist keine Wahl.
Kunst entsteht aus Kunst. Und nicht aus dem Nichts. Appropriation Art ist Kunst. Und Kunst kommt tatsächlich von müssen und nicht von wollen. Form Die Abstraktion ist ebenso wahrhaftig und gegenständlich wie Lyrik im Vergleich zum Roman.
Ich habe Schallplatten gekauft, als es fast nur noch CDs gab. Ich möchte nichts zwischen Aludibond und Acrylglas sterilisieren und brilliantisieren.
Anselm Reyle, du machst es ebenso, nur umgekehrt. Sehr starker Eindruck.
"Gelegentlich unternehmen die Armen einen Tagesausflug ins Vergessen, aber nur die Reichen können sich dort ihre eigene Villa leisten." Will Self, Dorian, Seite 80, Berlin Verlag GmbH, 2007
Immer wenn das philosophische Kreiseln um meine Welt und um mich selbst die entsprechende Schleuderzahl erreicht hat, fange ich das, was dabei aus meiner Erkenntnistrommel gepresst wird mit einem der stets bereitgehaltenen Scheuerlappen (Leinwand etc.) auf. Für meine Hirnwäschen benutze ich keinen Weichspüler. Außerdem wasche ich ausschließlich selbst und bin dabei ganz ohne Ablenkungen. Ich wasche oft und gründlich. Manches wird leider nie mehr richtig sauber. Aber wegwerfen tu' ich trotzdem kaum mal irgendwas. Selbst Weggeworfenes sammle ich noch irgendwo. Meine Waschmaschine habe ich mir selbst gebaut und mir dafür über die Jahre die verschiedensten Geräte angeschaut. Industriespionage würde ich das aber trotzdem nicht nennen. Selbst für Bügeleisen und Nähmaschinen habe ich mich dabei interessiert, ohne das ich diese jedoch wirklich nutzen könnte, aber mir gefällt, was man damit alles machen kann. Ein Nachtrag (2 Wochen später, am 3. Februar um 3. 30 Uhr morgens) Ich glaube, ich habe erkannt, dass es sich um einen Waschzwang handelt. Eine entmutigende Erkenntnis, wenn und weil sie auf der Grundlage der Einbeziehung der davorliegenden 25 Erwachsenenjahre handelt. So versteht zumindest der Produzent der dritten Staffel schon nach wenigen Folgen, was es "mit allem" auf sich hat. Für alle weiteren Folgen braucht dann also er sich nicht mehr fragen, warum und warum so.
Skizzenbuch für die documenta 14, in Kassel, Juni bis September 2017
Erster Eintrag: 8. Januar 2014 +++
+++ Studio in der Karlsaue während der gesamten drei Monate der documenta. Alles Notwendige zum Wohnen und Arbeiten inklsuive Freigehege ist vorhanden. Daueranwesenheit zur Besucherzeit. Sicht- und Hörbarkeit des Künstlers in (fast) allen Lebens- und Arbeitssituationen wie in einem Zoo. Nur dann öffnet sich Jalousie zwischen Studio und Betrachter, wenn ein Mindestbetrag in einen Münzautomaten eingeworfen wurde (Buchbarkeit auch über App). Die Dauer der Sicht- und Hörbarkeit richtet sich danach, wie viel gezahlt wurde. Foto- und Filmaufnahmen sind nicht gestattet, Mitschnitt der bezahlten Zeit ist käuflich und jeweils ein originäres Kunstwerk. Künstler selbst sieht und hört Publikum nicht, um "real" arbeiten zu können. 24. Juni 2014 +++
Die (Sehn-)sucht des Publikums auf die Schlüssellochperspektive. Also nicht nur Museums, - Ausstellungs- oder Atelierbesuch sondern Hidden Cam live. 31. Juli 2014 +++
+++ 03. Dezember 2014
Der Kunstsupermarkt mit Sponsor eines Lebensmitteldiscounters wie Aldi oder Lidl. Komplettes Supermarktprogramm ohne Frischprodukte. Kompletter Supermarkt und Marktambiente, Regale, Körbe, ausgepreiste Ware, Kassen. Ware: Ausschließlich eigene Kunst - billig in den Regalen Merchandising und Editionen unlimitiert, teuer in Vitrinen und Gitterkörben an der Kasse - analog der Verfahrensweise der Supermärkte. Werbung außen, Werbeprospekte mit Angeboten der Woche wie üblich.
Non-profit-Idee: Preise decken lediglich Herstellungs- und Betriebskosten zu 100%. Aller Gewinn geht in die Projekte, die beim Verlassen des Marktes von den Verbrauchern angekreuzt wurden und werden gerankt.
Studio 2
Studio 1
Gegenwartskunst ist nicht zwingend gleich Kunstmarktkunst. Ist sie es doch, gibt es dafür verschiedene Gründe. So oder so gibt es jedoch auch in der Kunst, der Marktkunst und auf dem Kunstmarkt kaum etwas, auf das sich der Begriff der Prostitution nicht anwenden ließe.
"Obwohl ich weiß, dass die Kamera lügt, halte ich doch fest an der Idee von einer fotografischen Wahrheit", Wolfgang Tillmans, Kunstzeitung, Seite 11, März 2013
"Welche Aussicht besteht, dass irgendein Buch in diesem Gedränge seinen Weg machen wird? Und dabei sind die erfolgreichen Bücher nur die Erfolge einer Saison. Der Himmel weiß, welche Mühsal der Autor auf sich genommen, welche bitteren Erfahrungen er durchgemacht, welches Herzeleid er erduldet hat, um einem Zufallsleser einige Stunden der Entspannung zu schenken oder die langweilige Zeit einer Bahnfahrt zu verkürzen. (...) Die Moral, die ich daraus zog, ist, dass der Schriftsteller seinen Lohn in dem Vergnügen an seiner Tätigkeit und in der Befreiung von der Frucht seines Geistes suchen soll: gleichgültig für alles andere, unbekümmert um Lob und Tadel, Fehlschlag oder Erfolg", W.S. Maugham, "Silbermond und Kupfermünze", Fischer Bücherei KG Frankfurt und Hamburg, 1950
"Der Aufstieg zu den gegenstandslosen Höhen der Kunst ... mühselig und voller Qualen ... aber dennoch beglückend. Das Gewohnte bleibt immer weiter und weiter zurück ... immer tiefer und tiefer versinken die Umrisse des Gegenständlichen; und so geht es Schritt um Schritt, bis schließlich die Welt der gegenständlichen Begriffe - 'alles was wir geliebt hatten - und wovon wir lebten' unsichtbar wird", Kasimir Malewitsch in "Die gegenstandslose Welt", Seite 66, Bauhausbuch 11, Hrsg. Hans M. Wingler, Mainz/Berlin 1980
"Mit diesen Versagensängsten habe ich meine ganze Laufbahn über gekämpft. Das macht dauerhaft keinen Spaß - auch wenn es natürlich dafür sorgt, dass man extrem konzentriert ist" ,Christoph Metzelder, Die Zeit N°47, 14. November 2013
Diese 10 Bilder wurden in der Ausstellung gezeigt:
Ein Feuerwerk (Silvesternacht), RWV 105-01
Ein Feuerwerk (Silvesternacht), RWV 105-02
Ein Feuerwerk (Silvesternacht), RWV 105-03
Ein Feuerwerk (Silvesternacht), RWV 105-04
Ein Feuerwerk (Silvesternacht), RWV 105-05
Ein Feuerwerk (Silvesternacht), RWV 105-06
Ein Feuerwerk (Silvesternacht), RWV 105-07
Ein Feuerwerk (Silvesternacht), RWV 105-08
"Hinterher können sie es meinetwegen Kunst nennen", Philip Guston
Wie oft schon hat sich das, was ich am meisten gefürchtet habe, als etwas gezeigt, was es im Nachhinein gar nicht mehr zu fürchten galt. Und wie oft schon war es letzendlich sogar mein Seelenheil.
Renoir, Twombly, Turner, Rebecca Horn, Arnulf Rainer, Joan Mitchell - ihr alle klopft an meine Türe. Und alle lasse ich euch ein. Alle seid ihr meine Gäste.
Wäre Abstraktion nur Selbstbefriedigung und nachher Zierrat für irgendwelche öffentlichen oder privaten Räume, es wäre schade drum. Als Slow Food der Kindern zu eigenen Geschichtenerfinderei will sie dienen, ein Reiseführer ins Innere des Betrachters sein.
"An vielen Tagen kann ich nicht malen, da mangelt es mir an Ideen. Dann räume ich auf und ordne Dinge. Oder ich arbeite an Bilderrahmen. Das sind Arbeiten, die wenig Kreativität erfordern, trotzdem aber gemacht werden müssen", Claus Hipp, Welt am Sonntag Nr. 39, 29. September 2013
"Es gibt Menschen, die lieben meine Kunst. Und es gibt Menschen, die hassen sie. Das ist mir egal. Ich tue, was ich tue", Fernando Botero. Eine Aussage, so rund und ohne Ecken und Kanten, wie seine Bilder auch.
Das menschliche Verhalten ist dem von Tieren völlig gleich. Das liegt sicherlich daran, dass Menschen auch nur Tiere sind.
Mein technisches Verständnis bewegt sich in etwa auf dem Niveau einer Bachstelze. Die dafür zuständige Hirnregion ist bei mir entweder nicht vorhanden oder nicht aktivierbar. (Störend auffällig geworden während der Arbeit an meiner ersten Siebdruck-Edition und der Druckvorstufe eines begleitenden Flyers zu meiner ersten Ausstellung)
Diese 10 Bilder und Siebdrucke wurden gezeigt:
Abstraktion (Herbst), RWV 97-02
Abstraktion (Herbst), RWV 97-03
Großstadt, November, RWV 64-06
Großstadt, November, RWV 64-07
Neu ist kein Kriterium. Überhöhbarkeit vulgo Aufladbarkeit ist kein Kriterium. Gefälligkeit ist kein Kriterium. Kontinuität ist kein Kriterium. Einordbarkeit und Nichteinortbarkeit sind keine Kriterien. Rückgriffe und Verweigerung auf Rückgriffe sind keine Kriterien. Es nicht zu verstehen, ist kein Kriterium. Es zu verstehen, keine Voraussetzung. Regung und Erregung sind Kriterien.
"Zum Werkverständnis können biografische Details nur bedingt beitragen ..." Gerhard Richter in einem Spiegel Interview vom 15.08.2005 33/2005 http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-41429248.html
Ich bin längst nicht mehr zu jung, um Ruhe finden zu dürfen und noch nicht so alt, sie schon finden zu können.
Wenn ich doch sichtbar machen könnte, was Striggio in seiner Musik hörbar gemacht hat. Ich möchte das Unsichtbare zeigen.
Alles ensteht in einem Umfeld des exakten Andersseins. Die Nähe zu meinen Gleichen wäre intellektueller Inzest. Doch wo wäre ich ohne meine Gleichen?
Weit, so weit liegen die Anfänge hinter mir und doch nimmt immer wieder alles dort seinen Anfang.
Meine Bilder eignen sich wunderbar, um mich hinter ihnen zu verstecken und doch lassen sie mich völlig nackt dastehen.
Così fan tutte - aus dieser Erkenntnis begründet sich zunächst meine Sprachlosigkeit und folgend das Geschichtenerzählen mit Hilfe meiner eigenen Bildsprache.
Ich bin so sehr Mann, wie Meret Oppenheim Frau war.
Mir zu unterstellen, meine Arbeit sei ökonomisch motiviert, ist absolut gerechtfertigt. Diese ökonomische Motivation reicht allerdings nur genau so weit, wie mich mein Schaffen die nächsten 5 bis 50 Jahre gut ernähren und ruhig schlafen lassen soll.
Jeder Tag ohne Kunst ist für mich ein Tag höchsten Glücks. Ein Tag der geistigen Erdung und Erfrischung. Ich gebe die Hoffnung auf einen solchen Tag nicht auf.
Ein Festgottesdienst: The Making of Art (Schirn Kunsthalle, FFM 2009) - mit kleinen, fettigen Sahnehäubchen von Christian Jankowskis Kunstmarkt TV von 2008 und William Powhidas Studio Calendar von 2006.
2063 werde ich so alt sein wie Maria Lassnig heute.
Max Ernst, was für ein Ausprobierer auf allen Feldern!
Meine Sachen benötigen weder durch angestrengtes Hinzutun noch die bewusste Weglassung künstlerische Aufblähung.
In starken Momenten bin ich mein schärfster Kritiker, in schwachen voller Bewunderung und Lob.
In the know statt in the show. Keine Signatur auf meinen Bildern. Wer weiß ...
Wortgewalt, Wortwitz, große Gemeinsamkeit im Denken fühlen, Fühlen denken: Friedrich Nietzsche
Wenn der Kopf mir überläuft, produziere ich.
Yves Klein und sein Blau? Herrlich. Seine Geschichten in Gold? Wundervoll. Die erste bewusste Begegnung mit Gerhard Richter? Acht Grau, Deutsche Guggenheim. Die Farben der Renaissance? So schön!
"Die Kunst weckt in uns den Sinn für die Schönheit der Dinge." aus Dans la Maison von François Ozon
Das Auftragen von Ölfarben auf Leinwand, Holz oder Karton befriedigt mich ähnlich wie das Verputzen einer Mauer oder das Streichen einer Gartenbank. Ich kann bis weit in meine Kindheit zurückdenken, es war noch nie anders. Das Glücksgefühl beim Schaffen und nach dem es geschaffen ist, ist höchstens.
Lieblingsfarben: Weiß, Rot, Schwarz, Grün, Blau, Orange, Gelb, Braun, Violett und alles was dazwischen liegt.
"If you are going to decide to be a painter, you have to decide that you are not going to be afraid of making a fool of yourself" Francis Bacon (Meister der Triptychs, die vor allem deshalb entstanden sind, weil nur eine maximale Bildgröße durch das Treppenhaus seines kleinen Hauses gepasst hat. Ich habe auch ein kleines Treppenhaus. Maximal passen 150 x 100 cm meine schmale Treppe hoch und wieder runter. 2 Diptychs dieser Größe habe ich bereits.
Flache Ware. So flach sind meine Sachen eigentlich gar nicht und zur Ware werden sie ja auch erst, wenn sie hier oder woanders zur Fleischbeschau getragen werden. Wie wollte ich doch eigentlich so ganz anders arbeiten, also weniger konventionell. Wo bleiben die Altäre und wilden Materialschlachten, die Düfte, die Show, Champagner und Feuerwerk. Hey! Ich tue die Dinge, die ich tun muss. Heute flach, morgen frech und übermorgen noch flacher, vielleicht. Vielleicht auch anders.
Ich liebe meinen Land-Stadt-Rythmus. In meinem Studio auf dem Land produziere ich, in der Stadt erledige ich alle anderen Notwendigkeiten.
"Ist das Kunst oder kann das weg?" Running Gag, und läuft sich doch nicht tot.
"Soso, Künstler willste werden. Da male doch erstmal ein schönes Porträt von der Oma!" So war das bei mir nicht, es zeigt aber so schön, welche Vorraussetzungen man gefällst zuallererst schaffen muss, um dann später wirklich "Kunst" machen zu dürfen.
An den Bildern riechen, sie anfassen, auch dafür sind sie gemacht. Wenn man sie hinter Glas sperrt und Rahmen darum herum dekoriert, wären sie nur noch zu sehen.
Es macht viel Arbeit - körperlich und geistig - damit es sich von allein entwickelt und Zufälle möglich werden.
Zwei Sommerbilder, die ersten großen Leinwände.
Vorbilder? Gunter Sachs. Marcel Reich-Ranicki. Yves Saint-Laurant. Rosa Luxemburg. David Bowie. Irm Hermann. William Shakespeare. Christoph Schlingensief. Wolfgang Beltracchi. Jorge Mario Bergoglio. Hildegard Knef. Vicco von Bülow. Diana Frances Spencer. Joseph Cornell. Walt Disney. Charles Aznavour. Michael Ballhaus. Udo Lindenberg. Muhammad Ali. Udo Jürgens. Henry Miller. Roger Ballen. Jordanien. Sebastian Guggolz. Dame Vivienne Isabel Westwood. Venezuales Grünes Kreuz. Orson Welles. Prof. Gerhard Trabert. Marcus Imhoof. Libby Schaaf. Prince Philip, Duke of Edinburgh. Agnès Varda. Uta Ranke-Heinemann. Michail Sergejewitsch Gorbatschow. Hanna Schygulla. Gerhart Baum.
" ... Maupassant verhindert, dass sein Porträt in einer Serie über berühmten Schriftstellern erscheint 'Das Privatleben eines Menschen und sein Gesicht gehören nicht der Öffentlichkeit.' Hermann Broch über sich, über Musil, über Kafka: 'Wir haben alle drei keine eigentliche Biographie.' Was nicht heißen soll, dass ihr Leben nicht ereignisreich verlaufen wäre, sondern dass es nicht dazu bestimmt war, hervorgehoben zu werden, öffentlich zu sein, Bio-Graphie zu werden. Karel Capek wird gefragt, warum er keine Lyrik schreibe. Seine Antwort: 'Weil ich so furchtbar ungern über mich selbst spreche.' Das Kennzeichen des wahren Romanciers: Er spricht nicht gern über sich. 'Ich hasse es, meine Nase in das kostbare Leben großer Schriftsteller zu stecken, und nie wird ein Biograph den Schleier über meinem Privatleben lüften', sagt Nabokov. Italo Calvino warnt: Er wird keinem Menschen jemals etwas über sein eigenes Leben erzählen. Und Faulkner wünscht sich 'als Mensch getilgt, von der Geschichte übergangen zu werden und keine Spuren in ihr zu hinterlassen, außer den gedruckten Büchern'. (Wohlgemerkt: gedruckte Bücher, also keine unvollendeten Manuskripte, keine Briefe, keine Tagebücher.) Einer berühmten Metapher zufolge zerstört der Romancier das Haus seines Lebens, um aus den Steinen ein anderes zu erbauen: das Haus seines Romans. Daraus folgt, dass die Biographen eines Romanciers niederreißen, was der Romancier aufgebaut hat, das sie das wiederherstellen, was er ausgemerzt hat. Ihre vom Standpunkt der Kunst aus gänzlich negative Arbeit kann weder den Wert noch den Sinn eines Romans erhellen. In dem Moment, wo Kafka mehr Aufmerksamkeit auf sich zieht als Joseph K., setzt der Prozess von Kafkas postumen Tod ein.“ Milan Kundera, Die Kunst des Romans, S. 181 u. 182, Fischer Taschenbuchverlag, März 2010